Hamburg
Katharina Grosse
Wunderbild
Deichtorhallen 05.06. – 14.09.2025
von Rainer Unruh
Sie ist die Frau, die den Sommer zum Leuchten bringt. In Basel verwandelte sie den Messevorplatz der Art Basel in ein Gesamtkunstwerk, dessen kräftige rote Farbverschlingungen sich an der Wand der Halle fortsetzen. In Stuttgart überflutete sie in der Staatsgalerie Boden, Wände und Skulpturen derart mit Farbe, dass die übliche Trennung zwischen der Kunst und dem Raum, in dem sie gezeigt wird, fragwürdig wurde. Und in Hamburg zeigt Katharina Grosse erstmals in Deutschland ihr gigantisches Wunderbild. Das Werk, ursprünglich 2018 für den Messepalast der Nationalgalerie Prag konzipiert, sprengt alle Dimensionen, die man mit Malerei verbindet. Es ist so groß, dass es kaum Orte gibt, an denen es ausgestellt werden kann. Die nördliche Deichtorhalle ist einer von ihnen. Dort befindet man sich nun mitten in der Kunst, zwischen zwei links und rechts von der Decke fallenden Stoffbahnen, jeweils rund 15 Meter hoch und knapp 60 Meter lang. Man sieht gelbe Farbfelder, in die Grün und Orange hineinspielen, wolkig-verwaschene Übergangszonen, Streifen aus Violett und Blau, immer wieder durchbrochen von weißen Partien: Stoff, den Katharina Grosse beim Versprühen der Farbe mit Schablonen abgedeckt hat.
Diese weißen Flächen unterbrechen den All-Over-Eindruck der Farbe und verleihen dem Werk, das zwischen Bild und Skulptur oszilliert, einen eigenen Rhythmus. Passend dazu hat der Musiker Stefan Schneider für die Hamburger Ausstellung einen Soundtrack komponiert. Elektronisch erzeugte Klänge, die aus dem Nichts zu kommen scheinen und dorthin rasch wieder verschwinden. Sie als abstrakt zu klassifizieren wäre genauso verfehlt wie die Charakterisierung der…