Karlsruhe
Johan Grimonprez
All Memory is Theft
ZKM, Zentrum für Kunst und Medien 07.06.2025 – 08.02.2026
von Carmela Thiele
Johan Grimonprez hält mit seinen politischen Überzeugungen nicht hinterm Berg. „Geschichte ist, wie Foucault sagte, eine Lüge, auf die wir uns verständigt haben. Es geht darum, Geschichte neu zu schreiben, die Vergangenheit zu überschreiben, um sie für die Gegenwart relevant zu machen.“ Das klingt nach einem guten Plan, den schon andere verfolgte haben. Die Frage ist, wie der Künstler das macht und damit sogar die Kinoleinwand erobert hat.
Er sammelt Fetzen des kollektiven Medienkonsums und macht daraus Filme, deren Schönheit atemberaubend ist. Er weiß um die Faszination bewegter Bilder und wie wichtig der Sound ist. Für ihn ist Filmkunst weder Traumfabrik noch Selbstzweck. Seine Bild- und Soundcollagen dienen der Suche nach einer Wahrheit, die komplexer ist als das, was die Medien bieten. Wie das funktionieren kann, zeigt das Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in der Retrospektive Johan Grimonprez. All Memory is Theft. Das Highlight der Schau ist sein preisgekrönter Film Soundtrack to a Coup d’État von 2024, der Anfang des Jahres in der Kategorie bester Dokumentarfilm für einen Oscar nominiert wurde.
Er erzählt von der Ermordung des ersten Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo Patrice Lumumba 1961. Damals sandte die US-Regierung Louis Armstrong und andere Musiker*innen auf Konzerttournee in das zentralafrikanische Land. Der Jazz als Botschafter der freien Welt? Eine zynische Idee, bedenkt man den politischen Hintergrund. Die US-Führung sorgte sich vielmehr nach der Unabhängigkeit des afrikanischen Landes von Belgien um seinen Zugang zu Bodenschätzen.
Obwohl…