Paris
Wolfgang Tillmans
Rien ne nous y préparait. Tout nous y préparait
Centre Pompidou 13.06.–22.09.2025
von Heinz-Norbert Jocks
Nach seiner Ausstellung Vue d’en Haut im Palais de Tokyo vor 23 Jahren ist Nichts hätte uns vorbereiten können – Alles hätte uns vorbereiten können seine zweite große in Paris. Dass Wolfgang Tillmanns, der als Fotograf genreübergreifend immer wieder die Karte des Sichtbaren ausgeweitet, die zerbrechliche Schönheit der physischen Welt und das, was ihn beunruhigt oder beängstigt, aufgezeigt, neue Methoden der Bildgestaltung angewendet und den radikalen Wandel der Medien und Informationsträger unserer Zeit erkundet und darauf reagiert hat, die Carte Blanche für die letzte Ausstellung im Centre Pompidou vor der fünfjährigen Schließung erhalten hat, ist ein Ereignis. Es bringt die Besucher *innen mit einem ästhetischen, an Themen reichen, immer komplexer werdenden Universum in Berührung. Dieses geht zurück auf sein frühes Interesse an der Astronomie und gründet auf der Dokumentation der Sub- und Jugendkulturen der 1990er Jahre, insbesondere der Rave- und Techno-Szene, und expandiert nach allen Richtungen mit dem Ziel, angstfrei mit offenen Augen das Leben, die Zeit und die Welt zu begreifen, ohne zu moralisieren. Da werden zum einen Dokumente aus seinem Leben wie das 2002 in einem Londoner Club gemachte Bild von einem Kuss zwischen zwei Männern, das zur Ikone queerer Liebe geworden ist, zum anderen seine Wahrnehmungen der auf Reisen durch Kontinente erfahrenen Welten sowie die Experimente mit Chemikalien und Licht im Farbreich purer Abstraktion miteinander kombiniert, und zwar so, dass das Figurative und das Abstrakte als zusammengehörig erlebt werden.
Seit jeher geht es…
