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Ausstellungen: Athen · von Ingo Arend · S. 250 - 251
Ausstellungen: Athen ,

Athen
Allspice

Michael Rakowitz & Ancient Cultures
Akropolis-Museum 13.05.–31.10.2025

von Ingo Arend

„Sie begehen einen kulturellen Genozid“. Mit diesen Worten reagierte der Autor Riad Abdul Karim auf die Zerstörung des historischen Nimrud im Nordirak durch die Terrormiliz Islamischer Staat im März 2015. Für Markus Hilgert, Direktor des Vorderasiatischen Museum in Berlin, war der Anschlag auf die 3.000 Jahre alte Metropole des altorientalischen Reiches „eine Katastrophe für das Kulturerbe der Menschheit“. Das barbarische Werk war so gründlich, dass niemand auf die Idee kommen würde, die Statuen in einer Wechselausstellungshalle im Athener Akropolis-Museum für echt zu halten. Auch wenn die geflügelten Gottheiten auf den Reliefs denen aus den Palästen von Nimrud zum Verwechseln ähneln. Doch die Farben leuchten viel zu kräftig.

„Reappareances – Wiedererscheinungen“ nennt der Künstler Michael Rakowitz seinen Versuch, dem Trauma des epochalen Verlustes beizukommen. Um jeden Verdacht auf elegische Nostalgie zu zerstreuen und seine Arbeiten von klassischen Replikas zu unterscheiden, hat Rakowitz sie aus Pappmaché geformt, das er aus mittelöstlichen Lebensmittelverpackungen und arabischen Zeitungen mixte, die er bei der arabischen US-Diaspora sammelte. Selbst die durch frühere Plünderungen und Kriege entstandenen Risse in den Artefakten hat er nachgebildet. Kaum ein anderer wäre geeigneter für diese ästhetische Erinnerungsarbeit als der Mann, der an der Northwestern Universität von Chicago Theorie und Praxis der Kunst lehrt. Die Beziehungen zwischen West und Ost, der Verlust kulturellen Erbes und das durch Krieg, politische Unruhen und Besatzung verursachte menschliche Leid steht im Zentrum von Rakowitz‘ Arbeit. Der 1973 in den USA geborene Künstler entstammt einer Familie irakischer Jüd *innen. Für…

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