North Adams, Massachusetts
Vincent Valdez
Just A Dream…
Mass MoCA 24.05.2025 – 05.04.2026
von Ute Thon
Aus Amerika erreichen uns ja fast nur noch Horrormeldungen: Angesehene Museumsleute werden aus dem Amt gejagt, Diversity-Programme verboten, Migrant *innen interniert, während der Präsident Deals mit Diktatoren und Crypto-Coins macht. Solche Szenen hat Vincent Valdez sicher längst in seinem Skizzenbuch notiert. Der US-Künstler mit mexikanischen Wurzeln, geboren 1977 in San Antonio, Texas, beschäftigt sich mit dem amerikanischen Zeitgeschehen und blinden Flecken in der Geschichte, emblematischen Ereignissen, die leider allzu schnell wieder in Vergessenheit geraten. „Soziale Amnesie“ nennt der Künstler das Phänomen, dem er mit seinen Bildern etwas entgegensetzen will.
Seine Werkschau im Mass MoCA kommt also gerade richtig. Und sie trifft einen wie ein Faustschlag in die Magengrube. Gleich zu Beginn steht man vor einer Gruppe vermummter Ku-Klux-Klan-Anhänger *innen. Das fast zehn Meter lange Gemälde zeigt weiße Kapuzentypen bei Nacht im Scheinwerferlicht eines Geländewagens auf einer Anhöhe stehen. Im Hintergrund glimmern die Lichter einer Großstadt. Aus der Nähe wird die Szene noch verstörender. Da fällt eine Figur auf, die auf ihrem iPhone rumtippt. Eine andere hat ein maskiertes Kleinkind im Arm, das in seinen pummeligen Händen ein Pokémon-Plüschtier hält. Valdez hat die gespenstische Szene virtuos gemalt. Faltenwürfe und Lichtführung erinnern an Renaissance-Gemälde, der hyperrealistische Stil in Schwarzweiß an ein historisches Foto. Die zeitgenössischen Details im Bild machen jedoch unmissverständlich klar: Es handelt sich nicht um den Rückgriff auf ein längst überwundenes Kapitel der US-Geschichte, sondern um eine bedrohliche Situation im Hier und Jetzt. Valdez hat das Bild 2016…