Von guten und bösen Geistern
Ein Gespräch mit Anna Jehle und Juliane Schickedanz, Direktorinnen der Kunsthalle Osnabrück
von Laura DRESCH
Kunstmuseen residieren häufig in kulturträchtigen Bauten, doch die Kunsthalle Osnabrück hat es besonders gut getroffen: Zeitgenössische Kunst in einer ehemaligen Dominikanerkirche zu präsentieren, ist nicht nur visuell ein Geschenk, sondern auch ein Dialog mit über 700 Jahren Geschichte. Zeitweise war sie sogar eine Exerzierhalle. Immer mehr Sakralbauten werden entwidmet und weltlich genutzt, doch noch bewahren sie ihre transzendente Aura.
Zur Gründung der Kunsthalle in den 1990er-Jahren konzipierte der berühmte Ausstellungsmacher Harald Szeemann mit. Der programmatische Fokus sollte auf internationalen Positionen und ortsspezifischen Installationen liegen, was Gründungsdirektor André Lindhorst umsetzte. Seine Nachfolgerin Julia Draganović etablierte Per-formance-Kunst im Programm und seit fünf Jahren führen Anna Jehle und Juliane Schickedanz die Kunsthalle Osnabrück als Doppelspitze.
Die Kulturwissenschaftlerin und die Kunstvermittlerin haben sich bewusst für ein Haus mit starkem Vermittlungsansatz entschieden und sogar einen Ausstellungsraum in einen permanenten Vermittlungsraum umgewandelt. Mit ihren Jahresthemen setzen sie wichtige Akzente zu aktuellen Debatten.
LD Kennengelernt haben wir uns letzten Sommer, als die CDU Osnabrück mit fadenscheinigen Argumenten zum Boykott eurer Sophia-Süßmilch-Ausstellung aufgerufen hat. Das hat bundesweit Reaktionen ausgelöst. Die Künstlerin bekam Morddrohungen, bei euch landeten böse Mails. Es gab aber auch viel Solidarisierung und eine sehr breite Medienberichterstattung. Was habt ihr im Kontext dieser Debatte über den Stellenwert und die Wahrnehmung von zeitgenössischer Kunst gelernt?
JS Für uns war das Allerwichtigste, dass die Kunstfreiheit immer gegeben sein muss. Und dass es unsere Aufgabe ist, den absoluten Rückhalt für…