Online Exklusiv: Atelierbesuche Paris
Stéphane Couturier
Städtische Archäologie
von Heinz-Norbert Jocks
1957 in Neuilly-sur-Seine geboren, begann seine Karriere als Kunstfotograf Anfang der 1990er Jahre in Paris, wo er noch heute lebt und arbeitet.
Im Bereich der Fotografie bin ich ein Autodidakt, der eine Offenbarung erfuhr, wie es Roland Recht in seinem „Brief an Humboldt“ formulierte: „Die fotografische Sicht brachte mir die Wirklichkeit näher, mehr, als diese es selbst vermochte“. Der Intuition folgend, ließ ich die Würfel über alles Weitere entscheiden. Diese verwiesen auf die Fotografie, die Stadt und die Industrie. Seitdem auf der Suche nach sensiblen, organischen, lebendigen Orten, betrachte ich das 20. Jahrhundert als mein Spielfeld in puncto Neuanfang, wie er von einigen Denker*innen und Architekt*innen erhofft wurde, und frage mich, ob es noch Spuren der Vorzeit gibt, insofern die Analyse sich überschneidender Zeitlichkeiten ein Hin und Her zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ermöglicht und uns eine ideale Stadt imaginieren lässt. Durch die Arbeit an der Utopie der 1950er Jahre, für die Oscar Niemeyers entworfene Stadt Brasilia oder Le Corbusiers vorgestellte Stadt Chandigarh Beispiele sind, wird evident, dass Utopien nicht mehr erreichbar sind und die Vorstellung einer nachhaltigen Stadt eine neue Utopie erfordert.
Über die Gesetze nachdenkend, die der Formerfindung zugrunde liegen, arbeite ich mit einer Maschine, die eine Kombinatorik der Formen konstruiert. Die Idee ist, die Übergänge zwischen den einzelnen Disziplinen zu vereinfachen, um zu einer Synthese der Künste zu gelangen, wie sie bereits in den 1930er Jahren formuliert wurde. Die Fotografie, die so zu einem Reservoir an Formen und Materialien…