Amy Sillman
Hat die Zeit eine Form?
Ein Gespräch von Noemi SMOLIK
Amy Sillman begann in den 70er Jahren, zu malen. In einer Zeit, als eine rational begründete, aus einem textbedingten und sozialkritischen Kontext entwickelte Kunst angestrebt wurde. Man sprach von Progress und von neuen Medien. Innerhalb diese Entwicklung sah man für die handgefertigte Malerei keine Zukunft mehr. Das zu glauben, weigerte sich Sillman. Dank der Malerin, Elisabeth Murray, bei der sie studierte, und der Begegnung mit dem Maler Philip Guston an der New York University blieb sie der Malerei treu. Der Einfluss Gustons ist in ihrer Malerei bis heute zu sehen. Und wie Guston begann auch sie an dem Prinzip des Rationalen zu zweifeln. Stattdessen zog sie die Befindlichkeiten des eigenen Körper in die malerische Geste mit ein. Das verbindet sie mit der Malerin Maria Lassnig. Ihr Zweifel an einem linearen Fortschritt der Kunst führte sie zu einer intensiven Beschäftigung mit der Zeit. Heute spricht sie von einer zirkulären Zeit. Was sie jedoch den 70er Jahren verdankt, ist ihre Beschäftigung mit der Sprache. Sie selbst schreibt kunstkritische Texte auch versucht sie, das Prinzip der Sprache, ihr Ablauf in der Zeit in ihre Bilder und Zeichnungen zu übertragen, die oft wie einzelne Filmsequenzen ablaufen und Serien bilden, warum sie von „Choreographie“ und „Poems“ spricht. Auch verdankt sie den 70er Jahren das sozialkritische Engagement. An ihren Bildern, Zeichnungen, Drucken aber auch Videos, die sich zwischen Abstraktion und Figuration bewegen, geht keiner unbeeindruckt vorbei.
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