Frankfurt am Main
AND THIS IS US 2025
Junge Kunst aus Frankfurt
Kunstverein 10.05. – 31.08.2025
von Herbert Kopp-Oberstebrink
Eingangsbereiche, Kassenhallen, Treppenhäuser sind Räume des Übergangs, die man in der Regel zielgerichtet und rasch durchschreitet. Im Falle der Kassenhalle des Frankfurter Kunstvereins ist das nicht anders. Öffentlichen Plätzen nicht unähnlich, ist sie indessen auch ein Kreuzungspunkt – eine Treppe schraubt sich hinauf in die oberen Geschosse, eine windet sich hinab in die untere Etage, nach links geht es ins Café, in die andere Richtung wieder hinaus in Freie. Durchquert man diesen Raum, bleibt der Blick an einem Videoscreen hängen, der wie beiläufig am Knotenpunkt von links und rechts, vorne und hinten, hinauf und hinab aufgestellt ist. Man verharrt – und blickt auf einen Körper, der wie festgeklebt, wie mitten im Sprung an einem Laternenmast angefroren scheint. Die einzige Bewegung auf dem Bildschirm ist die der Kamera, die den einsamen Körper wie in Zeitlupe umkreist. Noch bevor die Irritation Überlegungen Platz machen kann, wie das, was man da sieht, möglich ist, entzieht eine langsame Schwarzblende das Gesehene dem Blick, bevor die nächste Szene aus dem Dunkel des Bildschirms aufscheint. In ihr wiederholt sich die Szene in Ablauf, Anordnung, Kamerafahrt, und so immer weiter – Variationen auf ein prekäres Leben zwischen Stillstand und Absturz.
Die junge Frankfurter Videokünstlerin und Performerin Nelly Habelt (*2001) macht den Körper zum Gravitationszentrum einer Kunst des Innehaltens in einem urbanen Raum, der von Kälte, architektonischem Brutalismus und Unwirtlichkeit markiert wird. Ihre entschiedene künstlerische Geste scheint einen poetischen Moment lang sogar noch…