Vaduz
Auf der Strasse
Kunstmuseum Liechtenstein 11.04.–31.08.2025
von Hans-Dieter Fronz
Die Straße – ein weites Feld, auch in der Kunst. Als passagerer Ort des Übergangs fand sie verstärkt seit dem 19. Jahrhundert Beachtung; bei den Impressionisten etwa, man denke an die Bilder mit Boulevard-Motiven von Pissarro, Monet oder van Gogh. Für die Expressionisten war die Straße sogar ein bevorzugtes Motiv. Die Ausstellung Auf der Straße im Kunstmuseum Liechtenstein legt mit knapp einhundert Werken den Fokus auf die Gegenwartskunst seit den 1960er-Jahren. Die von Christiane Meyer-Stoll konzipierte Schau erstreckt sich über alle vier geräumigen Oberlichtsäle des Museums. Speziell gestaltete Bereiche in jedem Saal sind Künstlerinnen und Künstlern der 1960er-Jahre gewidmet. Die leisteten für das Themenfeld Straße Pionierarbeit.
In der realen Welt erfüllt die Straße höchst unterschiedliche Funktionen. Wegsam verbindet sie verschiedene Orte miteinander. Zugleich ist sie ein Raum der Begegnung – und der Auseinandersetzung: eine Stätte kollektiver Willensäußerung und des Protests.
Sie kann aber auch ein Ort des Daseins sein. Menschen, die auf der Straße leben und übernachten sind nicht selten mit offener oder versteckter Diskriminierung konfrontiert. Der 2023 verstorbene afroamerikanische Künstler William Pope L. machte in seinen Crawls die Situation von Menschen am Rand der Gesellschaft zum Thema. Ironisch verkleidet als Superman und mit einem Skateboard auf dem Rücken robbte er sich 1991 im Kriechgang – gleichsam auf Augenhöhe mit Obdachlosen – über den New Yorker Tompkins-Square, beobachtet von einer Videokamera. Das Video Member a.k.a Schlong Journey, im Besitz des Kunstmuseums wie etliche weitere Ausstellungsstücke, zeigt ihn beim City-Walk mit einer überdimensionalen Penis-Attrappe.
Bereits im…