Siegen
Für die Vögel
Museum für Gegenwartskunst 04.07.–09.11.2025
von Ellen Wagner
Vögel im Flug zu fotografieren, so Peter Piller, sei ein Fehler, das Finden des Vogels im Sucher auf Zufallstreffer angewiesen. Dennoch, gibt der Künstler zu, bergen hartnäckige Versuche, Bild um Bild das (oder den) Flüchtigen festzuhalten, ein eigenes Potenzial, Geschichten aus Unschärfen, An- und Ausschnitten zu erzählen.
Auch die Gruppenausstellung Für die Vögel zeigt unter Beteiligung von 19 Künstler *innen den Vogel als einen, der sich entzieht. Sie greift dabei dessen fliegenden Rhythmus in der Bespielung der Räume auf, gibt den Installationen Luft, sich zu entfalten. Jochen Lemperts Fotografien ziehen durch mehrere verwinkelte Räume hindurch, entwickeln einen regelrechten Sog – umgekehrt kulminiert die Vergeblichkeit des Versuchs, die Vögel zu fassen zu bekommen, humorvoll im letzten Raum mit Pillers Serie behind time (2017): Der entwischende Vogel behält das letzte Wort, unförmig, verschwommen in der Bewegung gestreift, zieht er es vor, das Bild zu verlassen.
Mehr als alles überblickender Vogelflug zu sein, verweilt die Ausstellung bei intimen, eigenartigen Situationen, in denen das Vogel-Mensch-Verhältnis zum Möglichkeitsraum gegenseitiger Verwandlung in berührenden bis verstörenden Begegnungen wird. Besonders drastisch zeigt sich dies in Marianna Simnetts The Bird Game (2019). Die Düsternis, die Vogelwesen im Märchen oft anhaftet, schlägt sich nieder im grausamen Spiel einer Krähe. Es fließt Blut, wahnsinnig viel Blut, überwältigend, wie in nur 20 Minuten der Vogel eine zu Beginn noch grundvergnügte Kinderschar ins Verderben stürzt, kurzen Prozess macht – und am Ende ambivalent bleibt. Auch die Krähe, erzählt sie, war einmal ein Mädchen, das von einem…