Berlin
Ayoung Kim
Many Worlds Over
Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart 28.02.–20.07.2025
von Pamela C. Scorzin
Alles auf einmal überall – ein verheißungsvolles Lebensgefühl, das unser Leben im digitalen Zeitalter prägt. Jedoch zugleich Raserei und Stillstand bedeutet: Nicht erst seit der Pandemie verlassen einige nicht mehr gerne ihr Zuhause, denn die Welt – nein, Many Worlds Over – kommt ja nun direkt zu ihnen nach Hause: virtuell über Internetkabel und Satelliten oder ganz real, wenn der Paketbote mal wieder an der Haustür klingelt: Home delivery und Streaming statt Shopping in der City Mall!
Die südkoreanische Künstlerin Ayoung Kim (geb. 1979 in Seoul) setzt der Klasse der vielen neuen (Liefer-) Boten ein multimediales Denkmal und verknüpft das neue Alltags phänomen noch dazu erzählerisch mit neuester Quantentheorie. Multitask ist out, lebt nicht jeder einzelne tatsächlich schon in einem Multiversum? Alles passiert überall zur gleichen Zeit; alles ist möglich, aber was bedeutet das schon, wenn wir heute jeweils unseren eigenen Pfad durch das komplizierte Labyrinth eines komplex durchtechnologisierten Lebens finden müssen und dabei stets digitale Spuren hinterlassen, welche von Algorithmen als Muster und Rhythmen wahrgenommen werden. Begegnen wir nicht dabei ständig auch unseren multiplen Identitäten – etwa unseren digitalen Zwillingen auf unzähligen Social Media-Plattformen? Schnell, schnell, das Tempo der Zeit drängt, unsere Geschichten zu schreiben. In der Dramaturgie unserer subjektiven Erzählungen sind wir aber immer auch mit anderen Leben verbunden – werden ein Teil derer alteritären Narrationen.
Für ihre die Gegenwart luzide charakterisierende Einzelausstellung in Berlin greift Ayoung Kim zentral auf einen bereits bekannten Werkzyklus zurück: Das…