Biennalen
Bounding Histories – Whispering Tales
Art Encounters – Biennial of contemporary Art Timișoara (Rumänien) 30.05.2025–13.07.2025
von Sabine Maria SCHMIDT
Moment mal. Das sind doch die deinstallierten Sterne des Grand Hotel aus Pristina, die der albanische Künstler Petrit Halilaj 2022 so humorvoll inszenierte, um den heraufbeschworenen Glanz verlorener Zeichen und Zeiten der Ära Titos zu vergegenwärtigen. Fünf davon schmücken jetzt im freien Flug die Fassade des ebenso sanierungsbedürftigen, ehemaligen Militärmuseums, Hauptstandort der diesjährigen Art Encounters Biennale. Auch das ehemalige Fabrikgelände Faber, das über einen wunderschönen Fußweg entlang des Flusses Bega zu erreichen ist, und das um 1904 erbaute Verwaltungsgebäude einer ehemaligen Wollfabrik und Sitz der Art Encounters-Stiftung, sind wieder als Ausstellungsorte dabei. Hassan Khans Sound-Installation Komposition für einen Park von 2013 lockt zudem in das unternehmerische Neubaugelände der postkommunistischen Stadt.
Echoräume erspüren, historische Momente einbinden und fast flüsternd Geschichten erzählen; das ist das Konzept der für diese Biennale gewonnenen Kurator*innen Ana Janevski und Tevž Logar.
Vor zwei Jahren hatte die Nominierung der westrumänischen Stadt Timișoara als Kulturhauptstadt Europas einen historisch wichtigen Standort in Osteuropa zur Sichtbarkeit verholfen (Vgl. Bd. 284, S. 286f.). Einige Marketing-Relikte des Events sind noch zwei Jahre später präsent. Das Eröffnungspublikum der Biennale bleibt übersichtlich. Doch in der Stadt geht es trubelig zu. Es ist Internationaler Kindertag und Volkstanzfest. In der prachtvollen Kathedrale der Heiligen Patriarchen finden orthodoxe Taufzeremonien statt. Auf den Stufen eben dieser Kathedrale wurden in den blutigen Dezembertagen vom 16. – 20. Dezember 1989 willkürlich demonstrierende Menschen erschossen, darunter auch Kinder; wie eine Stadtführerin erläutert. An einem kleinen…