Der Elan Vitale der École des Beaux Arts
Oder der Mut zum Ungehorsam
Ein Gespräch mit Alexia FABRE von Heinz-Norbert JOCKS
Alexia Fabre, 1967 in Bayonne geboren, war von 2022 an Direktorin der École des Beaux-Arts in Paris. Ihr Vertrag wurde in diesem Jahr vermutlich deshalb nicht verlängert, weil sie sich den Forderungen der Administration aus Respekt vor der Freiheit der Studierenden widersetzte. Ihre freie Entfaltung ist ihr so heilig wie das Recht der Kunst auf zivilen Ungehorsam. Von 1993 bis 1998 leitete sie das Musée départemental de Gap und von 1998 bis 2022 das Musée d’Art contemporain du Val-de-Marne (MAC / VAL). Von 2009 bis 2011 gestaltete sie gemeinsam mit Frank Lamy das Programm der Pariser Nuit Blanche, ein Festival zeitgenössischer Kunst im öffentlichen Raum. 2024 kuratierte sie die 17. Biennale für zeitgenössische Kunst in Lyon unter dem Titel Les voix des fleuves Crossing the water.
HNJ Du bist noch Direktorin der École des Beaux Arts. Kannst du einen kurzen Abriss ihrer Geschichte geben?
AF Es ist eine 1817 gegründete Schule, im Grunde eine nationale öffentliche Einrichtung, die über das Kulturministerium direkt der Aufsicht des Staates untersteht und Teil der Université Paris Sciences et Lettres und Erbe der Königlichen Akademien ist. Später kamen andere Gebäude hinzu. Diese lange Zeit sehr akademische Schule, deren Unterricht auf Huldigung, Kopie und Bezugnahme auf Italien, die Antike und die Renaissance beruhte, wurde seit jeher von gesellschaftlichen Bewegungen geprägt. Mitten im Herzen der Hauptstadt gelegen, hatte die Commune de Paris (1789 – 1795) in der…