Amsterdam
Formafantasma
Oltre Terra
Stedelijk Museum 15.02.–13.07.2025
von Sabine Maria Schmidt
Formafantasma ist ein italienisches Designstudio, gegründet 2009 von Andrea Trimachi und Simone Farresin. Es widmet sich primär ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen und Wirkweisen von Design. Dass hierfür intensivere und längerfristige Recherchen nötig sind, ist deklarierter Teil ihrer Arbeit. Mittlerweile erhalten sie vorrangig von international renommierten Ausstellungsinstituten und Modelabels Aufträge, für die sie „kohärente“ Sprachformen finden möchten. Bekannt geworden sind sie mit Projekten zu biobasierten Kunststoffen, Recycling von Computermüll oder globalem Holzhandel. Jüngst entwickelten sie für das Weingut der Firma Perrier-Jouët ein ökologisches Projekt, das „über einen jahrelangen Entwicklungsprozess Dialoge zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Lebensformen erlauben soll“. Vereinfacht gesprochen: es geht um ein Renaturalisierungsprojekt mit hohem, gestalterischem Anspruch für eine biodiverse Fauna und Flora. Für Bulgari entstanden handwerklich gearbeitete Vitrinen und Displays aus bereits verwendeten Materialien anlässlich einer Ausstellung zur 140-jährigen Firmengeschichte im Stammhaus in Rom. Prada finanzierte 2024 während des Salone del Mobile in Mailand ein interdisziplinäres Symposium zum Thema „Ökologie und Design“, was zu einer Kernthematik des Studios geworden ist. Das Diskursniveau ist hoch.
Für das Nationalmuseum in Oslo entstand 2023 ein Ausstellungsprojekt mit dem Titel Oltre Terra, das der Geschichte, den ökologischen Bedingungen und marktglobalen Distributionsproblemen von Wolle auf den Grund geht und der mit diesem Material lange verbundenen Schafszucht. In Deutschland widmet sich unter anderem Folke Köbberling [KUNSTFORUM Bd. 302, S. 164ff.] explizit diesem Thema der Wolle und den heutigen ökonomisch-sinnvollen, ökologischen Einsatzmöglichkeiten jenseits der Textilindustrie. Der Vergleich mag hier erlaubt sein, denn auch das Projekt von Formafantasma vibriert…