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Fragen zur Zeit · von Michael Hübl · S. 40 - 43
Fragen zur Zeit ,

Fragen zur Zeit
Verbote als Vorboten?

Wenn ausgerechnet aus dem Bereich der Kunst versucht wird Satire zu tilgen
von Michael Hübl

Über die Dämonen scheiden sich die Geister. 1873 veröffentlichte Fjodor Dostojewski einen Roman, dessen Titel seither Übersetzern Schwierigkeiten bereitet. Offenbar findet sich keine deutsche Formulierung, die den Sinn des russischen Begriffs ‚bessy‘ adäquat erfasst. Bekannt wurde das Werk im Deutschen als Die Dämonen. Das ist die häufigste Lesart. Andere fanden Die Teufel oder Die Besessenen eher angemessen, zuletzt nannte Swetlana Geier ihre Übertragung Böse Geister.

Ein Vierteljahrhundert bevor Dostojewski mit Bessy an die Öffentlichkeit trat, hatten Friedrich Engels und Karl Marx ebenfalls die Geisterwelt beschworen, hatten mit dem Anfang ihres „Kommunistischen Manifests“ ein Gespenst auf Reisen durch Europa geschickt, das seither in Phrasen und Paraphrasen als Wiedergänger unterwegs ist und aus heutiger Perspektive wie eine makabre Prophetie wirkt. Denn gespenstisch ist es allemal, was der Welt unter dem Leitbegriff ‚Kommunismus‘ an Unterdrückungsmechanismen und totalitären Strukturen implantiert und – andererseits – Menschen als kriminelle Absicht unterstellt wurde; prototypisch in diesem Punkt die so genannte McCarthy-Ära in den USA.

Aktuell bedrohlich wirken hingegen jene Heerscharen ideologischer Untoter, die den Methoden, Maximen und Mechanismen des Faschismus frönen. Sie treten in allerlei Maskierungen auf, besonders augenfällig in den Vereinigten Staaten von Amerika; zu erwähnen wären hier das Verbot von Programmen für Diversität, Gleichstellung und Inklusion, das nicht nur für US-Behörden, sondern auch für Privat firmen gelten soll (und dem sich beispiels weise T-Mobile prompt beugte)1 oder die Entlassungswelle, bei der nicht zuletzt das Bildungsministerium (U.S. Department of…

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