Bonn
FROM DAWN TILL DUSK
Der Schatten in der Kunst der Gegenwart
Kunstmuseum 03.07.–02.11.2025
von Reinhard Ermen
Nach 17 Jahren erfolgreicher Arbeit als Intendant des Kunstmuseums Bonn begibt sich Stephan Berg in den wohlverdienten Ruhestand. Seine Nachfolgerin wird so schnell wie möglich versuchen müssen, aus dem großen Schatten, den der Mann noch einige Zeit hinterlassen wird, herauszutreten. So ließe sich die von Berg kuratierte Abschiedsausstellung einleiten und man wäre schon mittendrin in der Metaphorik des Schattens, die oft genug zweideutig daherkommt, in diesem Fall als Kompliment für den, der ihn wirft und als dunkler Ort, den es zu verlassen gilt, wenn man selber in Erscheinung treten will. „Doch man sieht nur die im Lichte“, heißt es in der Moritat von Mackie Messer: „Die im Dunkeln sieht man nicht“. Im essayistischen Vorfeld ruft der Kurator unter anderem Platons Höhlengleichnis als Topos einer fatalistisch eingeschränkten Wahrnehmung auf und wenn man so will als Gegenrede Masaccio, der 1427 / 28 malt, wie der heilige Petrus die Kranken allein durch seinen Schatten heilt: „Die Schatten der Bilder und die Bilder der Schatten“. Das sind notwendige, hilfreiche Vorspiele zu einer Ausstellung, die abgesehen von einigen Splittern aus älteren Zeiten, die Emanzipation des Schattens, als konstituierendes und erweiterndes Moment primär in der Kunst der Gegenwart feiert. Das launige Intro vom schweren Schatten des Scheidenden ist inzwischen vergessen, denn diese Ausstellung mit dem freundlichen Titel Vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung gibt sich ausgesprochen stimmig und in einem guten Sinne lehrreich.
41 Künstlerinnen und Künstler hat Berg dafür versammelt und in sechs…