How to work against the set choreography of a given place?1
von Kirsten MAAR
Zur Eröffnung der neuen Intendanz der Sophiensaele im Dezember 2023, einer der Spielstätten für zeitgenössischen Tanz in Berlin, lud die Choreografin Isabel Lewis gemeinsam mit dem Künstler Dirk Bell in die Kantine ein. Jeden Nachmittag gab es eine Brühe mit frischem Brot, inszeniert als prächtiges Stillleben und Hintergrund für ein kuratiertes Programm von Einladungen an andere Künstler*innen, in den Raum zu intervenieren, ihn zu einem Ort unterschiedlicher Verhandlungen von Öffentlichkeit zu machen. So gab beispielsweise die Choreograf*in nora chipaumire aus Zimbabwe / USA mit den Musiker*innen / Tänzer*innen tyroneisaacstuart, McIntosh Pedzisai Jerahuni und Tatenda Chabarwa ein Konzert, es fand aber auch ein Gespräch zur aktuellen Situation von Künstler*innen und Institutionen in Berlin, zu Kunst- und Meinungsfreiheit statt. Weitere Gäste waren Anne Juren, Adam Linder oder Yael Ronen, die je unterschiedliche Formate entwickelten, um mit Besucher*innen in Austausch zu kommen. Insbesondere Anwohner*innen bildeten das Publikum, also ein nicht ohnehin vorab informiertes und exklusives Publikum. Es fand tatsächlich eine Öffnung zur Stadtgesellschaft statt. Die Kunst, eine Suppe zu kochen und sie zum Anlass für eine Kunst der Versammlung zu nehmen, ist seit Jahren zu einem gängigen Topos geworden und macht, wie es Claire Bishop zu Recht kritisiert hat, allein noch keine künstlerische Setzung aus,2sondern bedarf einer klugen Ausdifferenzierung:
The Problem of Visibility
Isabel Lewis erzählt in einem Vortrag,3 wie sie sich seit Jahren in ihrer Arbeit mit dem „problem of visibility“, der Frage nach dem Sehen und Gesehen-Werden, konfrontiert sah. Nach ihrer…