„Ich bin auch gern im Wald, Analog , mit ausgeschaltetem Handy“
Ein Gespräch mit Alain BIEBER über das Ausstellen im Zeitalter von TikTok & Co
von Annekathrin KOHOUT
Kaum jemand hat die Schnittstelle von Kunst, Internet und Popkultur so früh und so konsequent bespielt wie der Kulturmanager, Produzent und Unternehmer Alain Bieber, der seit 2020 künstlerischer Leiter des NRW-Forums in Düsseldorf ist. Er holte Internetphänomene, YouTube-Stars oder Cat-Content in den Ausstellungskontext – lange bevor der Begriff „Instagramability“ zur kuratorischen Währung wurde. Ein Gespräch über die veränderte Rolle von Ausstellungen in einer Zeit, in der der digitale Raum nicht mehr bloß Vermittlungsfläche, sondern aktiver Teil der Kunstproduktion ist.
AK Wie hat sich deine Arbeit als Kurator und als Leiter des NRW-Forums durch die Sozialen Medien verändert?
AB In den letzten Jahren ist ,instagramable‘ zu einem großen Wort im Ausstellungsbetrieb geworden. Die Szenografien, die Dramaturgie und die Konzeption einer Ausstellung werden danach beurteilt, wie ,instagramable‘ sie sind. Wir haben ein Jugendboard, mit dem wir arbeiten, da sind 16-jährige Schüler-*innen und junge Erwachsene bis um die 30 dabei, und die sagen, dass sie Ausstellungen eigentlich nur noch über Social Media wahrnehmen. Die sehen gar keine Plakate mehr im öffentlichen Raum oder sonstige Werbemedien, sondern die sehen, ob es Resonanz auf Instagram und TikTok gibt. Das sind die zwei Kanäle, auf die es ankommt. Und wenn es um die Wahrnehmung bei öffentlichen Entscheider *innen in der Politik und Verwaltung geht, ist LinkedIn noch ein wichtiger Kanal. Die beste Werbung ist jedenfalls immer, wenn andere Besucher…