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Ausstellungen: St. Georgen · von Katharina J. Cichosch · S. 254 - 255
Ausstellungen: St. Georgen ,

St. Georgen
Im Land der Motive brennt kein Licht mehr

Sammlung Grässlin 13.07.25–31.03.27
von Katharina J. Cichosch

Alle zwei Jahre eröffnet die Sammlung Grässlin im beschaulichen St. Georgen eine neue Ausstellung. Mal Einzelpräsentationen mit Künstlern wie Franz West, mal Gruppenschauen, meist unbeeindruckt von diskursiven Trends. Wenn man sich im Schwarzwald im Jahr 2025 also explizit den „schweren Themen“ widmet und auf eine ebenso schwer aushaltbare Gegenwart verweist, dann muss die Lage wohl wirklich ernst sein. Der Titel wurde wie das Zitat bei Albert Oehlen ausgeborgt, der damit eigentlich eine Kontinuität bezeichnete – immer schon habe sich die Malerei ebenjenen schweren Themen gewidmet. Auch ohne das Label „politisch“.

„Spiegel: Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung …– Adorno: Mir nicht.“

Theodor W. Adorno, aus „Keine Angst vor dem Elfenbeinturm“, DER SPIEGEL 19/1969

Der Rundgang erstreckt sich über mehrere Orte der Kleinstadt, in der die Schwestern Sabine Grässlin, Bärbel Grässlin und Karola Kraus aufgewachsen sind. Autobahnen bei Albert Oehlen, öde Familiensonntage in der West-BRD bei Martin Kippenberger, Satanic Panic und Atomwaffenangst – immer wieder tun sich Portale hin zu einem ganz präzisen Punkt im Raum-Zeit-Kontinuum um die 1980er bis 1990er Jahre auf. Begegnung mit unter anderem der Kaminskulptur Schlot (Im Arsch ist’s finster) nebst Backstein-Bild von Georg Herold, der mit seiner Billig-Teuer-Umkehr damals noch die Kunst-Hautevolee auf die Palme bringen konnte. Und dann Mike Kelleys Orgon-Hütte: Anfang der 1990er Jahre war die sagenumwobene Universalenergie nach Wilhelm Reich auch in Deutschland kurz wieder en vogue. Der US-Künstler katapultiert mit einem hölzernen Selbstbau-Schuppen, ungut,…



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von Katharina J. Cichosch

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