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Ausstellungen: Hannover · von Michael Stoeber · S. 214 - 215
Ausstellungen: Hannover ,

Hannover
Jack O’Brien

Cue the Cue
Kestner Gesellschaft 26.04.–20.07.2025

von Michael Stoeber

Dass der junge Jack O’Brien, 1993 in London geboren, seine erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland ausgerechnet in der hannoverschen Kestner Gesellschaft hat, lässt sich als glückliche Fügung betrachten. Von hier gingen vor einem Jahrhundert entscheidende Impulse für die Moderne aus, als Kurt Schwitters begann, seine Bilder in Assemblagen und sein Haus in eine Skulptur umzuwandeln, die er als „Kathedrale des erotischen Elends“ bezeichnete. Sieht man O’Brien in seinem Londoner Atelier, umgeben von allerlei bric-à-brac, gefundenen und gezielt gesuchten Alltagsgegenständen, aus denen er seine Objekte und Installationen fertigt, kommt einem der Merz-Künstler Schwitters als einer der Urväter einer solchen Kunst beinahe automatisch in den Sinn. Aber natürlich denkt man dabei auch an Marcel Duchamp, der mit seinen Readymades überhaupt als erster Alltagsgegenstände kunstwürdig machte. Doch anders als für ihn, der seine Objekte – wie er betonte – in völliger Indifferenz ausgesucht hatte, sind sie für O’Brien im höchsten Maße narrativ aufgeladen. Das trifft besonders auf The Reward zu, eine Installation, die er 2024 im Londoner Camden Art Centre präsentierte und mit der er sich für den renommierten Preis bedankte, mit dem ihn das Institut im Vorjahr ausgezeichnet hatte. The Reward zeigt zwei spiralförmige Treppen, zehn Meter lang, horizontal nebeneinander im Raum schwebend, eingehüllt in einen dehnbaren, semitransparenten Trikotagestoff. Ähnliche Treppen fanden sich in aufgegebenen Warenhäusern und Industriebauten in Südlondon, in denen O’Brien arbeitete und feierte, bevor sie abgerissen oder gentrifiziert wurden. In The Reward hat der Künstler, wie er sagt, soziale, ökonomische…

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