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Ausstellungen: Berlin · von Ronald Berg · S. 209 - 210
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
Julian Rosefeldt

Nothing is Original
C/O Berlin 24.05.–16.09.2025

von Ronald Berg

Eine der Szenen in der Vierkanal-Filminstallation The Ship of Fools von 2007 zeigt eine stark an Caspar David Friedrich erinnernde Rückenfigur an einer Küste, der sich ein Schiff nähert. Langsam gleitet das „Narrenschiff“ vorbei, besetzt mit einer Menge von Deutschlandfahnen schwenkenden Menschen.

Das Motiv des Narrenschiffs ist aus der Geschichte bekannt als Gleichnis auf die verrückte und unmoralische Welt. In der Installation des vielleicht bekanntesten deutschen Medienkünstlers Julian Rosefeldts tritt es auf neben einer Meute von deutschen Schäferhunden, die im düsteren Wald eine 1.000-jährige Eiche bewacht, einem mit Reichsadler auf dem Rücken tätowierten Skinhead, der buchstäblich in einem braunem Sumpf verschwindet und einer festlichen Veranstaltung, auf der eine Sängerin eine Wagner–Arie zum Besten gibt.

Die Häufung dieser Deutschland-Bilder, man könnte auch sagen dieser Klischees, über eine teils befremdliche, teils amüsante, teils auch bedrohliche Deutschtümelei, ist gewollt und charakterisiert die Methodik von Julian Rosefeldt. Die Mythen eines angstbesetzten Deutschlands haben natürlich Anknüpfungspunkte in der deutschen Geschichte. Aber sind sie wahr? Der Mythos ist jedenfalls stärker als jede vermeintliche Wahrheit. Julian Rosefeldt, geboren 1965 in München, scheint das zu wissen. Die von Sophia Greiff kuratierte Retrospektive bei C/O Berlin zeigt Rosefeldts Arbeiten aus drei Jahrzehnten mit insgesamt etwa 15 Stunden Filmmaterial, dazu frühe Fotoarbeiten und einigen persönliche Materialien zu Hintergründen und Kontexten. Rosefeldt recherchiert stets ausgiebig zu den Themen seiner aufwendig gemachten Produktionen.

In seiner Methodik kommt ein Ansatz durchgängig zum Zuge: Mythen lassen sich als solche nur durch Mythen brechen, in Form von Ironie mittels…

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