Kritik der Fotografie
Nacktheit in der künstlerischen Fotografie
von Stefan Gronert
Es ist eine Banalität darauf hinzuweisen, dass sich die gesellschaftliche Rolle der Frau in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verändert hat. Das hat noch nichts mit Bildern, geschweige denn mit Kunst zu tun. Man sollte aber eigentlich annehmen, dass sich der Wandel in den bildlichen Darstellungen von Frauen ebenfalls niedergeschlagen hat. Ohne an dieser Stelle eine differenziert argumentierende soziologische Analyse liefern zu wollen, sei die These in den Raum gestellt, dass dies nur in begrenztem Maße für die bildliche Darstellung des weiblichen Körpers zutrifft: Zu allgegenwärtig ist die vielfach entwürdigende Darstellung von Nacktheit im öffentlichen Raum (in Werbung, Magazinen etc.), zu präsent ist der respektlose Umgang vor allem mit Frauen im Kontext von Pornographie, die im digitalen Zeitalter einen erheblichen Zuwachs erfahren hat.
These
Betreten wir also das Feld der Kunst. Die voranstehende Skizze eines gesellschaftlichen Frauen-Bildes von einem männlichen Kunsthistoriker kann zweifellos als bequem oder gar anbiedernd verstanden werden. Vor allem wenn er ankündigt, im Folgenden auf viele alternative Beispiele im Kontext der neueren bildenden Kunst, speziell: der Fotografie, eingehen zu wollen. Es soll also der Versuch unternommen werden, zu zeigen, dass die künstlerische Fotografie – im Unterschied zum konventionellen Gebrauch des Mediums – andere Möglichkeiten aufzeigt, die der „wünschenswerten“ Form eines zeitgemäßen Frauen-Bildes vielleicht besser entsprechen. Dabei sollen lediglich einige ausgewählte Beispiele der Darstellung des weiblichen Körpers zur Sprache kommen, die allerdings in einer noch ausstehenden Gesamtbetrachtung nicht fehlen sollten.
Blindstelle
Aber Moment: Im Titel dieses Beitrags ist keine Rede von weiblichen Körpern, sondern…