Essay
Kunst & KI-Musik
von Roland SCHAPPERT
Künstliche Intelligenz ist ein weit verbreitetes Modethema. Fast täglich werden uns neue Anwendungsmöglichkeiten angepriesen. Die einen erfreuen sich an den nahezu unerschöpflichen Spielarten technologischer Inspirationsmöglichkeiten, während die anderen Zweifel, Ablehnung oder aufkommende Konkurrenz verspüren. Warum ist gegenwärtig die Entwicklung der KI im Bereich der Musikproduktion besonders interessant und wieso kann sie uns einen Vorgeschmack auf das vermitteln, was demnächst zumindest teilweise auch in der Produktion und Vermittlung Bildender Künste auf uns zukommen könnte?
Musik, die wir zu Hause hören, in Clubs oder an anderen öffentlichen Orten, wird vor allem über Lautsprecher präsentiert. Dabei kann Musik zunächst auf vollkommen unterschiedliche Weise entstehen. So ist es den Musizierenden frei überlassen, ob sie analog, digital, improvisiert oder mit besonders aufwendigen Produktionen ihre Praxis betreiben. Am Ende werden die Ergebnisse zumeist digitalisiert und mehr oder weniger verlustfrei an beliebigen Orten aufgeführt bzw. abgespielt. Auch wenn Komponierende, Arrangeure und Interpret*innen nach dem weitgehenden Verlust der Tonträger im derzeitigen Streaming-Zeitalter überwiegend durch Live-Auftritte ihr Einkommen erzielen, ihre Bekanntheit steigern sie inzwischen eher digital. Das heißt, die meisten professionell Musizierenden treiben durch Internet und Streaming-Dienste ihre Karrieren voran. Zumeist allerdings ohne dadurch die entsprechenden Einnahmen zu erzielen, die ihren Lebensunterhalt sicherstellen könnten. An Life-Konzerten verdienen nach Abzug aller Kosten eh nur schon bekannte Musiker*innen. Denn Mieten, Personal- und Vertriebskosten etc. sind immer teurer geworden. Der ganze Aufwand muss sich erst mal rentieren. Musikproduktion und Präsentation / Aufführung lassen sich in diesem Sinne nicht mit der Produktion und Präsentation beispielsweise eines Ölbildes oder einer…