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Editorial · von Heinz-Norbert Jocks · S. 47 - 49
Editorial ,

MADE IN PARIS

Die Wiederauferstehung einer Kunstmetropole
herausgegeben von Heinz-Norbert JOCKS

Vom 19. Jahrhundert an bis in die 1950er Jahre galt Paris weltweit als die Kunst- und Kulturmetropole, die auf Musiker*innen, Künstler*innen, Schriftstellerinnen und Philosoph- *innen wie ein Magnet wirkte. Von dem Augenblick an, da Paris von New York entthront wurde, wendeten sich alle Augen von der Stadt an der Seine ab. Beflügelt vom Abstrakten Expressionismus, wurde The Big Apple, die Stadt, die niemals schläft, nun zum Kunstzentrum der Welt.

Doch seit einigen Jahren steht Paris wieder im Fokus medialer Wahrneh- mung. Nicht nur, weil sich internationale Galerien dort niedergelassen haben, sondern auch, weil die Art Basel, die weltweit größte Kunstmesse die ehemalige FIAC übernommen hat. Wie sehr Paris in aller Munde ist, so wenig ist von den dort ansässigen Künstlerinnen die Rede.

Mit dem KUNSTFORUM-Themenband Made in Paris liefert der Gastherausgeber Heinz-Norbert Jocks einen Überblick über die Pariser Szene. In seinem Einführungsessay geht er dem nach, was zu dem Wech- sel von Paris nach New York geführt hat, und erinnert an die Zeit nach der Okkupation sowie an die diversen Wendepunkte. In einem Gespräch berichtet Hans Ulrich Obrist, der künstlerische Leiter der Serpentine Gallery, von seinen Anfängen in Paris, den Kunstinstitutionen und davon, dass es heute nicht mehr nur die eine Kunstmetropole gibt. Catherine Millet, Mit-Begründerin der Zeit- schrift Art Press, die einen Vergleich zwischen der Pariser Vergangenheit und dem Heute zicht, fragt, ob der Zuzug internationaler Galerien den in Paris arbeitenden Künstler*innen zu mehr Sichtbarkeit verhilft. Die Kunstkritikerin Olga Grimm führt uns durch die Pariser Galerieszene, während Florian Ebner, Chefkurator der fotografischen Sammlung im Centre Pompidou, an die Geschichte der Fotografie erinnert, die auf dieses Medium spezialisierten Institutionen und ihm wichtige künstlerische Posi- tionen vorstellt.

Simon Njami. Schriftsteller und Kurator, befasst sich mit dem kolo- nialen Blick, der verhindert, dass die Schwarze Kunst die ihr gebührende Sichtbarkeit erlangt, während die Kuratorin und Sinologin Martina Köppel-Yang, in die Geschichte der chinesischen Diaspora eintaucht und deren Einmaligkeit und Bedeutung für Paris herausstellt. Olivier Saillard, einer der bedeutendsten Historiker und Kuratoren im Bereich der Mode, erörtert die Beziehung zwischen
Fashion und Kunst, während der Filmemacher Marc-Aurèle Vecchione uns mit der unterschlagenen Seite von Paris, der illegalen Graffiti-Szene bekannt macht. Alexia Fabre, die ehemalige Direktorin der École des Beaux-Arts, porträtiert, begeistert vom Elan der Studierenden, die für ihr Recht, Unmut und Unbehagen zu äußern, eintreten, im gemeinsamen Gespräch die Akademie. Um Einblick in die dort entstehende Kunst zu geben, traf Jocks die Malerei-Klasse von Tim Eitel, aus der Maler innen hervorgegangen sind, die der von der Concept-art in Frankreich verdräng. ten Malerei nicht nur neue Impulse vermittelt, sondern ihre Renaissance miteingeleitet hat. Um die Diversität der Kunstszene vor Augen zu führen, besuchte er zudem die Studios von, Hélène Delprat, Edi Dubien, Kenny Dunkan, Alireza Shojaian und Jean Claracq.

Als Ergänzung zu dem Porträt von Paris als Europas neue Kunstmetropole sprach Jocks für die Online-Ausgabe mit Thomas Buswell, Stéphane Couturier, Emile Degorce- Dumas und Vincent Voillat.

von Heinz-Norbert Jocks

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