Siegen
Peles Duo
h1ésh2r
Kunstverein 12.04.–22.06.2025
von Thorsten Schneider
Das Siegerland ist geprägt vom Erzabbau und der Stahlindustrie. Noch bevor im benachbarten Ruhrgebiet die Industrialisierung an Fahrt aufnahm, war sie um die Kreisstadt Siegen herum schon in vollem Gange. Nach 1945 entstand hier eine jener Werkbänke des Wirtschaftswunders der alten BRD. Der deutsche Mittelstand ist hier immer noch stolz auf den Erfolg seiner ‚Hidden Champions‘, während der Leerstand im Stadtbild längst die gesellschaftlichen Folgen vom Ende des fossilen Zeitalters sichtbar macht. Die archäologische Grabungsstätte Gerhardsseifen im Siegener Stadtteil Niederschelden weist noch weit vor die Anfänge des Manchester Kapitalismus und macht eine der frühen eisenzeitlichen Verhüttungsstätten erfahrbar.
Ebendort vergrub nun das Künstlerinnenduo Peles Duo (Barbara Wolff und Katharina Stöver) eine Plastik aus Terra Nigra-Ton. Dieser künstlerische Akt sollte an die rituelle Verehrung der antiken Berg- und Naturgöttin Kybele erinnern. Damit knüpfen sie an die Traditionslinie öko-feministischer Kunst seit den siebziger Jahren an, die dem männlich dominierten Kapitalozän die Öko-Immanenz des Matrixialen entgegensetzt. Die Ursprungsmythen der Früh- und Urgeschichte lassen sich damit als Erfindungen der Moderne kenntlich machen. In Zeiten neo-kolonialer Kriege und geopolitischer Auseinandersetzungen um seltene Erden in der Ukraine oder Rohstoffvorkommen in der Arktis ist diese Kritik erschreckend aktuell. Peles Duo gaben ihrer Ausstellung im Kunstverein Siegen den Titel h1ésh2r . Etymologisch lässt sich dies auf das proto-indoeuropäische Wort für ‚Blut‘ zurückführen. Es bedarf keiner ausgedehnten Heidegger-Lektüre, um die unheilvolle Allianz von Ur- und Frühgeschichte sowie Etymologie mit den Ursprungs- und Reinheitsphantasien der NS-Ideologie von ‚Blut und Boden‘ zu begreifen. Auch diese Vergangenheit hat…