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Titel: N/Akt - Zeitgenössische Aktdarstellungen - IV. Erotik und Avantgarde · von Christian Wandhoff · S. 160 - 169
Titel: N/Akt - Zeitgenössische Aktdarstellungen - IV. Erotik und Avantgarde ,
Titel: N/Akt - Zeitgenössische Aktdarstellungen - IV. Erotik und Avantgarde

Queer Avantgarde ?

Von doppelten Linien, Gewichthebern und kopflosen Körpern
von Änne Söll und Christian Wandhoff

Queer Avantgarde – ein Begriffspaar mit unendlich vielen Definitionen und Bezugspunkten. Die Begriffe queer und Avantgarde miteinander zu verbinden, ist zwar eine historische „Fehlbezeichnung“ und eine Provokation, aber es bietet Potenzial, unsere Sicht auf die klassische Moderne mit ihren unzähligen Avantgarden neu zu denken. Die Bezeichnung queer war den Künstler*innen der klassischen Avantgarde nicht bekannt. Queer ist ein Begriff, der sich im Zuge des Gay Liberation Movement etablierte und seit Mitte der 1990er Jahre durch die Formierung der Gender Studies und Queer Theory fester Bestandteil des akademischen Diskurses ist. Queer beschreibt Personen, die gesellschaftliche Normen in Hinblick auf sexuelle Orientierung und geschlechtlicher Identität in Frage stellen und sich binären Geschlechterkonzepten widersetzen. Die Theoretikerin Eve Kosofsky Sedgwick hebt die Möglichkeiten, Lücken, Überschneidungen, Überschüsse, Dissonanzen und Resonanzen hervor, auf die der Begriff durch nicht-normierende Vorstellungen von Sexualität und Geschlecht verweisen kann.1

Auch wenn queer historisch gesehen nicht die korrekte Terminologie ist, behaupten wir, dass die Entstehung der Moderne und der Avantgarden untrennbar mit Diskursen über Homosexualität, Vorstellungen von nicht konformen Geschlechtern sowie mit trans* und nicht-binären Perspektiven und Ideen verbunden ist. Queerness sowie queere Körperpraktiken wie cross-dressing oder gender bending sind omnipräsent in den künstlerischen Praktiken der „klassischen“ Avantgarden. Anhand der Performances von Elsa von Freytag- Loringhoven, der Performances und des Auftretens Alexander Sacharoffs oder von Man Rays berühmten Fotografien von Marcel Duchamp als Rrose Sélavy wird deutlich, wie sehr das Infragestellen und Neuverhandeln von Geschlechterrollen und sexuellen Orientierungen der…

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