„Small steps are recommended as balance may be challenged“
Oder: Wer wird hörbar im Tanz?
von Ellen WAGNER
„If you are too narrow in your awareness of sounds, you are likely to be disconnected from your environment“,1 schreibt die Komponistin und Akkordeonistin Pauline Oliveros. Sie trifft damit auch ein Verständnis von Tanz als Bewegung nicht nur in Zeit und Raum, sondern in ganz konkreten Zeiten und Räumen – ähnlich wie Künstler*innen in den 1960er Jahren begannen, von der Bühne auf die Straße, in Wälder, auf Berge und Dächer zu ziehen und Körper als Archive alltäglich situierter Erfahrungen aufzufassen.2 Auch heute widmen sich viele Arbeiten in künstlerischer wie auch ökologischer Neugier oder Sorge den Geräuschen, die ein (mehr-als-)menschlicher Körper in Bewegung vernehmbar werden lässt. Die Verschiebung der Aufmerksamkeit auf den Klang einer Bewegung, in die wir eingeschlossen sind, ohne sie zu kontrollieren, erweitert das Verständnis von Tanz – seiner Urheberschaft wie der Art des Mediums, in dem Bewegung stattfinden kann. Was kann Tanz als körperlicher Ausdruck und Hybrid mit anderen Disziplinen zu verstehen geben? Welche Beziehungen werden dabei verräumlicht, hörbar gemacht?
Für Anno Bolender ist „Listening“ als choreografische Methode zentral. Der Performance I don’t hear bugs in the city (2024), einer Kooperation mit dem Frankfurter Institut für sozialökologische Forschung, ging intensive Recherche voraus, in der die Künstler*in Forschende beim Sammeln von Blüten begleitete, um anhand der darauf zu findenden DNA mehr über Insektenbestände zu erfahren, oder Exkursionen mit dem Soundkünstler Lasse Marc Riek unternahm. In mehreren Workshops, „mixed abled“, mit Schüler*innen oder Forschenden des…