Köln
Tanaka Ryōhei
Von Linie zu Landschaft
Museum für Ostasiatische Kunst 30.11.2024 – 21.09.2025
von Uta M. Reindl
Im ersten Moment haben sie die Anmutung von strukturalistischer Fotografie – die in den Bildwelten Tanaka Ryōheis vielfältig variierten, einander ähnelnden Dächer traditioneller Gebäude Japans. Oder auch jene wiederkehrenden, vom Zerfall gezeichneten Fassadenausschnitte sowie die blattlosen, dürren Äste, wie sie in den wolkenlosen Himmel sowie vor einem gepflegten Stück Rasen in die Luft ragen und zugleich jene Hintergründe mit Ornament überziehen.
Selbst wenn die sich derart wiederholende Konstellationen zwischen Figuration und Abstraktion – ähnlich wie in der strukturalistische Bildsprache etwa im künstlerischen Werk der Fotograf*innen Hilla und Bernd Becher – Beziehungen zwischen Bildelementen ergründen mögen, hinkt der Vergleich der Werke Tanaka Ryōheis mit der westlichen fotokünstlerischen Strategie: Bei den verblüffend realistischen Darstellungen des 1933 geborenen und 2019 verstorbenen Japaners handelt es sich nämlich um Druckgrafik mit enormer Realitätsnähe, von denen Ryōhei, der zu den bedeutendsten Grafikkünstlern Japans zählt, an die 100 000 Exemplare im Laufe seiner fünfzig Jahre andauernden Schaffenszeit produziert hat. Das Anliegen seiner sich wiederholenden und auf bestimmte Motive reduzierten minimalistischen Bildstrategie steht den poetisierenden Bildwelten der traditionellen shinhanga – und der eher offenen sōsakuhanga- Bewegung aus der japanischen Nachkriegszeit nahe, die sich – auf westliche Einflüsse reagierend – oft auch in traditionellen Formen, Sujets und Techniken der japanischen Bildkunst übte.
Zu Ryōheis Motivrepertoire gehört der oft ausschnitthafte Ausblick auf eine Variation von Dächern, die mit Reet oder Tondachziegeln gedeckt sein können und Teil von traditionsreichen Bauernund Wohnhäusern sowie Tempeln sind. Hierbei bewegen sich die…