Tanz zwischen dem Erbe der Moderne und zeitgenössischer Geopolitik
Wie tanzt es sich mit bildender Kunst in Ost- und Zentraleuropa?
von Viktor ČECH
Für viele, die dort leben, arbeiten und über Theorie nachdenken, wo nach westlichen Medien klischeehaft „Osteuropa“ oder „Ost-Zentral-Europa“ liegt oder bis heute noch von „postkommunistischen Ländern“ die Rede ist, sind solche wiederholten Kategorisierungen eine besondere Herausforderung. Dieser Blick von außen ist oft der Auslöser für einen sehr behutsamen Tanz zwischen Grenzen und Wurzeln der eigenen Identität, zwischen Ähnlichkeit und Verschiedenheit – sowohl bezogen auf den „Westen“ als auch auf den „Osten“ und in diesen oft recht unterschiedlichen kulturellen Beziehungen der „betroffenen“ Regionen und Communitys.
Dies trifft in doppelter Hinsicht für die moderne und zeitgenössische Kunst zu. Es bleibt nicht genügend Raum im vorliegenden Beitrag für eine kurze Ausführung zu diesem Thema, das heute sehr oft mit Fragen und Antworten des polnischen Kunsthistorikers Piotr Piotrowski (1952 – 2015) assoziiert wird.1 Dennoch gilt es, auf eine vorgefertigte Auffassung (vom Osten Europas) aufmerksam zu machen, die der „annähernden“ Vorstellung von einem „Anderen“ geschuldet ist, was wiederum einen sehr breiten geografischen und kulturellen Rahmen, nämlich das Gebiet von Zentraleuropa bis zu den Küsten des Schwarzen Meeres umfasst. Die zeitgenössischen Künste dieser Region vereint die Tatsache, dass sie in ihrem künstlerischen Schaffen noch immer in einer anderen kulturellen und sozialen Rolle der Künste verwurzelt sind, als dies im Westen der Fall ist.
Dies beeinflusst auch, inwieweit Interdisziplinarität in Tanz und Choreografie im jüngsten Schaffen auf diesem Terrain zum Einsatz kommt. Grundsätzlich lässt sich eine spezifische Experimentierbereitschaft…