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POV Gen Z · von Jennifer Braun · S. 212 - 213
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Taysir Batniji: GH0809 #2 (Gaza Houses 2008–2009), 2010

von Jennifer BRAUN

Bei meinem Besuch in der Luxemburger Konschthal Esch vergangenen November sah ich von Fernem eine vielteilige, beleuchtete Arbeit an der Wand. Ich dachte zunächst, einen Aushang für zum Verkauf und zur Miete stehende Immobilien zu sehen, wie es sie für gewöhnlich in Schaufenstern gibt. Wenn ich in einer fremden Stadt unterwegs bin, bleibe ich immer gerne kurz vor solchen Aushängen stehen, neugierig, wie man hier so wohnt. Oder wohnen könnte, wenn man das nötige Kleingeld dafür hat und nicht Millennial oder Gen Z ist, #DerTraumvomEigenheim ist für unsere Generationen längst geplatzt. Taysir Batniji nutzt den gleichen, vertrauten Aufbau: Glasplatten bestehend aus Bild, Titel, kurzer Beschreibung des Objekts und Nummer hängen gerastert nebeneinander. Das kann ich auch ohne Brille von Weitem zuordnen (ich bin doch recht kurzsichtig). Aber sobald ich nah genug herantrete, rutscht mir mein Herz runter. Was er zur Schau stellt, sind keine idyllischen (sprich: bürgerlichen) Ein-Familienhäuser auf dem Land oder luxuriöse Apartments in schicken (sprich: gentrifizierten) Innenstädten: Es sind Kriegsruinen. Es sind Überreste von Häusern, die seit 2008 in Gaza durch israelische Militäreinsätze zerstört wurden. Beißend zynisch dazu die Beschreibungen: Geräumige Villa in Strandnähe, 5 Zimmer und 2 Bäder. Zurückgezogenes Feriendomizil nur wenige Kilometer von Gaza City entfernt. Fehlt nur noch, dass da irgendwo „leicht sanierungsbedürftig“ stünde.

Es klingt danach, als wären das einst schöne Häuser gewesen. Ist das etwa überraschend, dass Menschen in Kriegsgebieten auch früher ein würdevolles Leben hatten? Ganz passend, dass die Beschreibungen der Objekte…

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