„That’s fucked up“
von Annekathrin KOHOUT
Noch bevor etwas zu sehen ist, hören wir ihn: einen vertrauten Laut aus der Kindheit, allerdings ins Unheimliche verzerrt – „Pika Pikaaaa“. Der Bildschirm rauscht, Licht flackert, Displays leuchten, Silhouetten erscheinen, lösen sich wieder auf. In Kim Heecheons Videoarbeit Every Smooth Thing Through Mesher wird das Internet nicht als Ort, sondern als Zustand präsentiert: unstet, fragmentiert, durchdrungen von Verheißung, aber auch Verlorenheit. Eine überfordernde Gleichzeitigkeit von Nähe und Distanz, Intimität und Leere, Raum und Simulation entfaltet sich.
Dass es um Soziale Medien geht, drückt sich nicht nur in dem unablässigen Fließen von Bildern, endlosem und gelangweiltem Scrollen durch Feeds und auf Oberflächen aus, sondern ist auch Thema in der Unterhaltung der Protagonist *innen des Videos, die kritisch wie resigniert auf die technologische Entwicklung der letzten Jahre schauen. Der „Mesher“ („Vernetzer“) – ursprünglich ein medizinisches Gerät zur Transplantationsvorbereitung, heute auch Begriff aus der 3D-Grafik – wird bei Kim zur Metapher für die Vernetzung von analoger und digitaler Welt. Von Skype-Jingle über strahlende Screens bis zu ASMR-Geflüster: Was wir sehen und hören, scheint uns nah zu sein – und doch bleibt alles merkwürdig ungreifbar und fern.
Der ständige Blick der Protagonist *innen auf die Bildschirme ist ein Blick in die Leerstelle zwischen Subjekt und Welt. Wer Kims Video sieht, erkennt sich selbst: in der angestrengten Suche nach der Bedeutung im Rauschen, im diffusen Gefühl, permanent verbunden und doch fundamental allein zu sein. Digitale Medien haben sich tief in unser Fühlen eingeschrieben – nicht mit einem großen Paukenschlag, sondern leise, durch…