Essen
William Kentridge
Listen to the Echo
Museum Folkwang 04.09.2025–18.01.2026
von Reinhard Ermen
Seit Ende April ist William Kentridge 70 Jahre alt, für das Museum Folkwang und die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ist das ein guter Anlass, ihn mit einem „Ausstellungsfestival“ zu ehren. Nun ist der Südafrikaner bei uns durchaus omnipräsent, doch seine Faszinationskraft ist lange nicht verbraucht. Sprechen wir von einem Alleskönner, dem Zeichner, Filmemacher, Impresario, Zauberer, Schauspieler, Regisseur und und und. Andere verzetteln sich leicht angesichts einer solchen Fülle von Talenten, aber Kentridge ist das, was man früher ein ‚Genie‘ nannte, und nicht zuletzt ein guter Manager seiner vielen Baustellen und wahrscheinlich auch kein schlechter Geschäftsmann. Ein Global Player, eine Ausnahmeerscheinung ist zu besichtigen, tief verwurzelt am Ort seines Wirkens, seiner Herkunft, ein weißer Mann mit jüdisch-litauischem Migrationshintergrund in Johannesburg.
Sein Archiv, – die politischen Tragödien seines Kontinents, die Katastrophen des Kolonialismus! Deren mahnende Präsenz macht den melancholischen Grundgestus seiner Ästhetik aus, hier ist ein Elegiker am Werk, was heiter-ironische Clownerien nicht ausschließt, außerdem ist er ein lustvoll agierender Selbstdarsteller. Mit all‘ dem ausgestattet erobert er sich gelegentlich andere Territorien dieser Welt, Mozarts Zauberflöte beispielsweise oder Schuberts Winterreise. Die Klammer, unter der solche großartigen Synthesen stattfinden, heißt KUNST. Das klingt, so kurz und bündig gesagt, heute fast ein wenig altmodisch, gemeint ist einer ihrer außerordentlichen Protagonisten, der auch ein hellwacher Teilhaber ihrer Geschichte ist. Im Zentrum seiner Arbeit: Die Zeichnung, die sich in der Animation gleichsam radikalisiert. Jeder Strich mit der Kohle (Charcoal) steht unter Beobachtung, Konzentrationskraft und Durchhaltevermögen werden zusammengezwungen, denn hier…