Zeigen, Sehen und Gesehen werden – Bildmoral Analog und Digital
von Martin Seidel
Screenshots dessen, was dir Google zeigt, wenn du unschuldig in der Bildersuche „classic nude art history“ eingibst in den Einstellungen „SafeSearch Filtern“ [01] „SafeSearch Aus“ [02] „SafeSearch Unkenntlich machen“ [03]
Mit Beginn der Amtszeit II von Donald Trump 2025 schaffen Facebook und Instagram in den USA die Faktenchecks ab. Ungleich schwerer als die Unwahrheit und schwerer als sexistische und homophobe Hetze hat es dort selbst harmloseste Nacktheit. Zwischenzeitlich waren Facebook selbst die entblößten Brüste von Delacroixs nationalheiliger Freiheits-Figur zuviel. Auch der Zensuralgorithmus von Google sortiert in einer Art morality-first-Grundeinstellung bedenkenlos aus. Durch die Lappen geht ihm gelegentlich allerdings zum Beispiel Heinrich Lossows Ölbild mit Kardinal Cesare Borgia, wie der sich auf der legendären Sexorgie am 30. Oktober 1501 im Apostolischen Palast mit einer Kurtisane vergnügt [05]. Wo Google – wie bei Michelangelos Marmor-David [S. 51] – aus Respekt vor einem der bekanntesten Werke der Bildhauerkunst nachsichtig ist, da greifen möglicherweise andere Instanzen. Nicht lange her, 2023, da musste eine Lehrerin in den USA ihren Job aufgeben, weil: Sie hatte es im republikanisch-prüden Florida gewagt, Michelangelos Jahrtausendskulptur im Kunstunterricht zu zeigen.
Paul-Jacques-Aimé Baudry
Ansichten eines Fauns [06] , Amor [07] , Ein Engel im Fleisch [08] , und: „even the president of the United States, sometimes must have, to stand naked“ [09]
Akademische Perlen… [10–12] … und solche, die sich davon unterscheiden [13]
Gesellschaftliche sexuelle Normen oder Rollenerwartungen hinsichtlich männlicher Aktivität und weiblicher Passivität spielen in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts keine Rolle….