Berlin: Hochschule beschließt Umbenennung

13. Februar 2020 · Hochschulen

Christian Peter Wilhelm Friedrich Beuth (1781-1853) war in Preußen als Ministerialbeamter für die Gewerbeförderung zuständig und hatte wesentlichen Anteil an einer Strukturpolitik, das Manufakturwesen auf moderne Industrieproduktion umzustellen. Er gilt auch als Begründer des Ingenieurwesens. Nach seinem Tod ehrte man ihn daher mit der Aufstellung mehrerer Denkmäler und Benennungen von Straßen nach ihm. Doch seit der Soziologe Achim Brühl 2017 herausfand, dass Beuth Antisemit war, hat man 2018 in seinem Geburts- und Wohnort Kleve eine Gedenkplakette entfernt, und jetzt beschloss auch die Berliner „Beuth Hochschule für Technik“ eine Umbenennung. „Als preußischer Staatsrat und Ministerialbeamter ging er gegen die Judenemanzipation vor. 1811 hielt er außerdem eine antisemitische Rede vor der als judenfeindlich bekannten ‘Deutschen Tischgesellschaft’. Darin wünschte er den Juden den Tod“, fasst der „Deutschlandfunk“ Brühls Forschungsergebnisse über Beuth zusammen. Allerdings wurde an der Hochschule über die Umbenennung lange gestritten: der ehemalige Hochschulpräsident Reinhard Thümer hatte 2009 die Benennung nach Beuth durchgesetzt und war nun laut „Berliner Morgenpost“ strikt „dagegen, den Hochschul-Namen zu ändern“ und verfasste dazu ein Gutachten, das hingegen Uffa Jensen, stellvertretender Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, als „unwissenschaftlich“ kritisierte. Nach dem Beschluss zur Umbenennung soll der amtierende Hochschulpräsident Werner Ullmann nun in „einem transparenten Verfahren“ einen „hochschulweiten Prozess“ zur Findung eines neuen Namens einleiten. Außerdem will man an der Hochschule demnächst eine Ausstellung über Christian Beuth arrangieren, die sein „Wirken, aber auch seine antisemitische Haltung“ darstellen soll. Doch damit ist das Kapitel Beuth nicht abgeschlossen: in Berlin-Mitte z.B. stehen die Bezirkspolitiker jetzt vor dem Problem, wie künftig mit dem Ehrengrab für Beuth auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof umgegangen wird. „Soll alles, was an Beuth erinnert, umbenannt bzw. entfernt werden?“ fragt der „Tagesspiegel“.


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