Denkmalsturz unvollendet – Sieger des Lueger Denkmals in Wien: Klemens Wihlidal

31. Mai 2023 · Kulturpolitik

Wie geht eine Stadt mit belasteten Denkmälern um? Zum Bespiel Karl Lueger (sprich: Lu-eger). Der Wiener Bürgermeister lebte 1844 bis 1910 und wusste sich bestens zu vermarkten: Mehr als 20 Gedenktafeln, Verkehrsflächen, Bauten und Denkmäler in Wien erinnern an ihn.

Allerdings war er ein heftiger Rassist und Antisemit, besonders seine 1913 errichtete, überlebensgroße Statue in der Inneren Stadt ist daher umstritten. 2009 lobte die Universität für Angewandte Kunst einen Wettbewerb zur Neugestaltung aus, der Siegesentwurf von Klemens Wihlidal sollte 2011 umgesetzt werden – aber die Öffentlichkeit war damals noch nicht bereit für einen Eingriff. Seither folgten viele Gespräche, Recherchen, Sprüh-, Schütt- und Übermalaktionen. 2020 dann schrieb die Stadt Wien einen offenen Wettbewerb aus, eine 12köpfige Jury aus Wissenschaftlern, Politikern, Kuratoren und Künstlern bestimmte jetzt den Sieger: Klemens Wihlidal. 1982 in Wien geboren, studierte er Musik und Architektur. Er will das Monument samt Sockel um 3,5 Grad nach rechts neigen. „Ganz deutlich und doch dezent“, erklärt er den Winkel. Dadurch verliere Lueger seine Balance, was eine affirmative Betrachtung unterlaufe. Warum wurde das Denkmal nicht gleich abgebaut? „Über eine Leerstelle kann man nicht sprechen“, erklärt es Kulturstadträtin Kaup-Hasler. So wird die Monumentalität gebrochen und ein geschärftes Bewusstsein in der Bevölkerung erreicht. (SBV)


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