Documenta: der Rummel um die 15. Ausgabe geht weiter

28. Juli 2022 · default

Nachdem Sabine Schormann von ihrem Posten als Generaldirektorin der documenta zurückgetreten war, sprang Alexander Farenholtz als neuer Documenta-Geschäftsführer ein und versprach, dass es keine Ãœberprüfung der verbliebenden Werke geben werde, was natürlich einmal mehr zu Diskussionen aufrief. Nachdem auch in dieser Woche noch weitere Antisemitismusvorwürfe erhoben wurden, werden die Stimmen lauter. Laut “Jüdischer Allgemeine” habe im Museum Fridericianum habe die Reproduktion einer Broschüre mit dem Titel „Presence des Femmes“ aus dem Jahr 1988 gezeigt. Sie soll vom algerischen Kollektiv “Archives des luttes des femmes en Algérie” (“Archive der Frauenkämpfe in Algerien”) ausgelegt worden sein und illustriere antisemitische Klischees: „Ein Soldat hat eine auffällige Hakennase, ein anderer bedroht ein unschuldiges Kind, mehrere Soldaten sind als unheimliche, entmenschlichte Monster abgebildet. Anhand der Davidsterne auf ihren Helmen sind sie als Juden zu erkennen…” Die FDP forderte unlängst „Die Documenta muss sofort unterbrochen werden“, als bekannt wurde, dass auf der Kasseler Kunstschau nach dem Skandal um das Taring Padi-Bild nun auch noch eine Broschüre mit anti-semitischen Zeichnungen aufgetaucht sei. Auch den kulturpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion Helge Lindh erinnern diese Bilder „unweigerlich an typische NS-Karikaturen“. Wie der Berliner „Tagesspiegel“ berichtet, haben die beiden documenta-Gesellschafter (Land Hessen und Stadt Kassel) inzwischen darauf gedrängt, „dass die diskutierten Zeichnungen ‘bis zu einer angemessenen Kontextualisierung’ aus der Ausstellung genommen werden sollten“. Auch die Förderer schalten sich ein: Seit 1955 ist die Sparkassen-Finanzgruppe einer der Hauptsponsoren der Documenta. Nach dem Antisemitismus-Skandal hängt eine weitere Förderung jedoch davon ab, ob durch „kraftvolle Veränderungen… die hohe Bedeutung der documenta über aktuelle Personalentscheidungen hinaus für die Zukunft abgesichert“ wird. Die Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH veröffentlichen eine Stellungname zu der Reproduktion der Broschüre und betonen, dass es sich bei den Zeichnungen nicht um ausgestellte Kunstwerke sondern um Archivmaterial handle. Dennoch sei auch hier angesichts der antisemitischen Bildsprache ein verantwortungsvolles Kuratieren wichtig, es brauche wenigstens eine Kontextualisierung, heißt es. “Die Gesellschafter gehen davon aus, dass die künstlerische Leitung die diskutierten Zeichnungen bis zu einer angemessenen Kontextualisierung aus der Ausstellung nimmt.”


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