Emotionen und Sensationen – „Urteilen Sie selbst“ im MAH Genf

28. Januar 2022 · default

Waffensammlung, Archäologische Abteilung, historische Möbel, Silber- und Zinnzeug, Malerei und – wenig – zeitgenössische Kunst: Der Bestand des Genfer Musée d´art et de histoire (MAH) umfasst rund 800.000 Objekte. Wie damit umgehen? Seit 2020 lädt Direktor Marc-Olivier Wahler zu einer Carte Blanche ein. Den Auftakt machte Jakob Lena Knebl mit der gezielten Grenzverwischung zwischen freier und angewandter Kunst. Dieses Jahr standen  dem französischen Museumsmann Jean-Hubert Martin die Archive offen. Mit dem Titel „Urteilen Sie selbst“ gibt er die Richtung an: Das Publikum soll sich den Werken ohne Vorwissen oder gar erläuternde Texte nähern. Präsentiert an Wänden, auf Staffeleien, in alten Vitrinen und Möbeln kommen hier rund 750 Objekte aus allen Sparten, Zeiten und Kontinenten in 13 Kapiteln zusammen. Ohne die museumsüblichen Kategorien von Epochen, Stilen und Sparten beginnt es mit Kreisen und Kreuzen. Und endet bei den Sinnen. Martin setzt dabei auf Analogien: Ähnlichkeiten und Differenzen. Im grandiosen ersten Saal trifft das christliche Symbol des Kreuzes auf Waffen und Weltkugeln, Geometrie auf Glauben – Antonio Sauras expressives Gemälde zu Globen bis zu Richard Longs Kreis aus Steinfragmenten. Manche Räume sind mit viel Malerei als Erzählung angelegt wie „Von der Liebe zum Hass“ oder „Vom Betrug zur Enthauptung“, andere formal wie die in den Regenbogenfarben sortierten 150 Objekte. Martin möchte den „Blick für das Wesentliche der Werke öffnen“, wie er im Gespräch sagt. Und damit wieder fern des Fokus auf große Namen oder lange Erklärungen den Weg zur Kunst öffnen – durch eine konzentrierte, wertfreie, eigenständige Betrachtung. Für 2023 ist übrigens bereits Ugo Rondinone eingeladen. Musée d´art et de histoire (MAH), Genf, 28.1.-19.6.2022 (SBV)

 

Dazu in Band 118 erschienen:


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