Graz: „Die andere Maria“
„Ein Zeichenspiel in vier Akten“ nennt der Züricher „Gesprächskünstler“ Till Velten sein Projekt „Die andere Maria“. Seine „sehr zeitgenössische Befragung“ des Wunderglaubens ist vom 18. Februar bis zum 20. März 2022 im KULTUM Graz zu sehen, einem Museum in einem alten Minoritenkloster. Die Minoriten sind ein Franziskanerorden, d.h. ihr Orden wurde von Franziskus von Assisi gegründet. Von ihm wird erzählt, dass er der erste war, der die Wundmale Christi (Stigmata) erhalten hat. Seither gibt es immer wieder auftretende Menschen, die diese intensivste Form einer Einswerdung des eigenen Körpers mit einem geschauten Bild erleben. Sie erleben sie als Wunder, als von außen zugefügt. Aber wie verträgt sich dieses vage Terrain aus mystischer (und auch esoterischer?) Erfahrung mit naturwissenschaftlicher Erkenntnis oder gegenwärtiger Lebenserfahrung?“ Diese Frage stellt der Kurator Johannes Rauchenberger, und er beschreibt ein Kunstprojekt, „das eigentlich auf ein gescheitertes Interview mit einer angeblichen Stigmata-Expertin zurückgeht und stattdessen in vier, stark ritualisierte Veranstaltungen (aus der Vor-Corona-Zeit) im historischen Cabaret Voltaire in Zürich mündete, wo schon 100 Jahre zuvor die Dadaisten zu diesem Phänomen experimentiert hatten. Als eigenständige Ausstellung erlebt es in Graz seine ‘Uraufführung in vier Akten“, visualisiert im Wesentlichen durch lebensgroße Videoprojektionen.
Dazu in Band 259 erschienen: