Katharina Jahnke: se souvenir in der Artothek Köln

Vom 3. Juli bis 23. August 2025 zeigt Katharina Jahnke „se souvenir“ in der artothek köln
Mitten im touristischen Herzen der Kölner Altstadt, umgeben von zahlreichen Kiosken und Souvenirshops voller Nippes und Andenken, lassen sich in der artothek ab dem 3. Juli Zeichnungen und Collagen aus klassischen Kunstreiseführern, Kulturbildbänden und Alltagsschnappschüssen entdecken. Die Kölner Künstlerin Katharina Jahnke zeigt mit “se souvenir” eine Reihe von neuen Werken, die sich mit Erscheinungen von privater Erinnerungskultur, insbesondere im Hinblick auf deren objektive Verlässlichkeit und individuelle Fragilität beschäftigen und eine persönliche Sicht der Künstlerin auf ein städtisches Lebensumfeld darstellen.
Die erste Werkreihe „wiegehtesdirmirgehtesgut“ zeigt eine Serie von rund 30 Postkartenporträts. Aus gefundenen, bereits geschriebenen Ansichtspostkarten, entsteht in Jahnkes Zeichnungen scheinbar ein Archiv für verschickte Urlaubserinnerungen. Die ehemalige Verbindung von Absender und Empfänger wird dabei wie unter ein Vergrößerungsglas gelegt. So werden nicht nur die Erinnerungen an die Grüße aus der eigenen Urlaubspost wach. Durch das Lesen fremder Post – die als Grundrecht eigentlich durch das Briefgeheimnis geschützt ist – entsteht der Reiz des Verbotenen, der heimlichen Beobachtung oder des Lauschens einer fremden Unterhaltung, die eigentlich nicht für die eigenen Ohren bestimmt ist.
Gleichzeitig entsteht ein Bewusstsein für den Verlust der jahrhundertealten Kultur der postalischen Urlaubsgrüße, die als Sand, Sonne und Meer fast spürbar machende Sehnsuchts-Bilder oder krakelige Kindergrüße an die Großeltern nur noch selten in die Briefkästen flattern, weil sie längst von der digitalen Kommunikation abgelöst wurde.
Auch die zweite Serie „Cologne“ aus Collagen mit Repliken der klassischen Sehenswürdigkeiten im bekannten Ansichtskartendesign oder mit Motiven aus Bildbänden sind einen zweiten Blick wert. Auf ihnen entstehen aus Details verschiedener vertrauter Motive neue Örtlichkeiten in surrealem Setting. Dabei wird für das Kölner Publikum kulturelles Insiderwissen reaktiviert und die touristischen Höhepunkte mit einem etwas anderen Kontext vermarktet. Trotz Rückgriff auf historische Fotografien geben manche Collagen die städtische Realität mit einem aktuelleren Zeitbezug wieder als jedes Hochglanzfoto auf Social Media.
Beide Serien stehen in einer auf den Raum bezogenen Installation in einem Dialog und spiegeln subversiv/sublim das soeben vom Publikum im Außenraum passierte Umfeld.
Wen die Erinnerung wehmütig werden lässt, kann aus einer Postkartenserie der Künstlerin ein Lieblingsmotiv auswählen und noch einmal in die Nostalgie des Postkartenschreibens eintauchen.
Katharina Jahnke, 1968 in Berlin geboren, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Sie erhielt zahlreiche Förderungen durch deutsche und internationale Stipendien. Ihre Werke zeigte sie in Ausstellungen und Projekten im In- und Ausland, unter anderem im Leopold-Hoesch-Museum Düren, MARTa Herford, The Breeder, Athen, Galerie Kamm, Berlin, Galerie Nomadenoase, Golden Pudelclub, Hamburg, Galerie Helga de Alvear, Madrid und Lewis Glucksman Gallery, Cork.
Katharina Jahnke lebt und arbeitet in Köln und unterrichtet an verschiedenen Hochschulen für Kunst in Deutschland.