Spanien: Solidaritätsbekundungen für zurück getretenen Museumsdirektor
Manuel Borja-Villel war seit 2008 Direktor des Museo Nacional Centro de Arte Reina SofÃa in Madrid und trat im Januar 2023 von diesem Posten zurück und kündigte an, nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Er hatte, wie es in Teilen der spanischen Presse heißt, „eine einzigartige Beziehung zu dem Viertel aufgebaut, in dem es sich befindet (Lavapiés). Borja-Villel ermöglichte eine Annäherung an die zahlreichen sozialen und nachbarschaftlichen Gruppen“ dort. Er ließ auch Menschen ohne Papiere einen Benutzerausweis für die Museumsbibliothek ausstellen, der als praktischer Nachweis eines Aufenthalts in Madrids ihnen auch bei dem Antrag einer offiziellen Aufenthaltsgenehmigung nützen konnte. Doch nicht allen spanischen Presseorganen gefiel die Umstrukturierung des Museums: die rechtsgerichtete „ABC“ warf ihm einen „monolithischen ideologischen Diskurs“ und eine Kumpanei mit der militanten spanischen Linken vor. In zwei offenen Briefen aus dem internationalen Kulturbetrieb, einer davon sogar mit 1.000 Unterschriften, wird hingegen Borja-Villels Museumspolitik mit 3 bis 4 Mill. Besuchen jährlich als Erfolgsmodell gelobt. Die extreme Rechte habe einen „Kulturkampf“ entfesselt, und dies mit einer Diffamierungskampagne gegen das Museum. „Die extreme Gewalttätigkeit der Attacken auf Manuel Borja-Villel und seine Umgebung beweisen, dass hier mehr auf den Spiel steht als seine Position.“ Einer der beiden offenen Briefe wurde u.a. von Rein Wolfs, Direktor des Stedelijk Museums Amsterdam, Charles Esche, Direktor des Van Abbemuseums in Eindhoven und Yilmaz Dziewior, Direktor des Kölner Ludwig Museums, unterzeichnet.
