Bregenz
███████
Kunsthaus 10.10.2025–18.01.2026
von Max Glauner
In der Londoner National Gallery befindet sich ein Gemälde von Antonello da Messina aus dem Jahr 1474, Der heilige Hieronymus im Gehäuse. Das Gehäuse zeigt sich als hölzerne Estrade, eine wohlgefügte Denkerbühne, in gotischer Architektur. Ob der Künstler seinem Ölbild den heute gängigen Titel gab, ist nicht überliefert. Das hinter einem rahmenden Portal inszenierte Gelehrtenbild gibt Hinweise: Sitzender Mann, Kardinalshabit, Bücher, Löwe, winzig rechts hinten. Der Hieronymustypus, alter Mann mit grauem Bart, musste nicht bemüht werden. Vieles spricht dafür, dass das Gemälde ein Portraitauftrag war. Den Namen des Portraitierten kennen wir nicht. Er steht jedoch mit dem Heiligen für Wahrheit der Schrift, mit seiner Auctoritas und Autor*innenschaft für das rechte Wort von Gewicht und moralische Autorität.
Mit der Ausstellung ███████ im Bregenzer Kunsthaus bekam für mich Antonellos Bild wieder Relevanz und Aktualität. Die Behausung des
Ausstellungsansicht 3. Obergeschoss Kunsthaus Bregenz, 2025, © ███████, Kunsthaus Bregenz, Foto: Markus Tretter Kirchenvaters und kanonischen Übersetzers der Bibel ins Lateinische wurde zum Schlüssel für die neueste Inszenierung in Peter Zumthors grandiosem Museumsbau am Bodensee, die Frage nach dem Ort und Geist von Autor*innenschaft.
In Bregenz erstreckt sich nun über vier Ebenen des Hauses eine Installation ohne Titel, deren Künstler oder Künstlerin nicht genannt werden will. Daher rührt der schwarze Balken, ███████, in Pressemeldungen und Plakaten. Die an der Produktion Beteiligten, sie werden alle in einem Handout genannt, hatten Verschwiegenheitserklärungen zu unterzeichnen.
Den Spekulationen, wer hinter dem Projekt steckt, sind Tür und Tor geöffnet. „Als ich den Künstler beziehungsweise Künstlerin für eine Ausstellung anfragte,…