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Ausstellungen: Bremen · von Hajo Schiff · S. 229 - 230
Ausstellungen: Bremen ,

Bremen
Alberto Giacometti

Das Maß der Welt
Kunsthalle 11.10.2025–15.02.2026

von Hajo Schiff

Zum Auftakt nur ein raumfüllender, meterbreiter Sockel. Darauf in der weit entfernten Mitte eine kleine Bronzefigur, trotz schon mitgegossener Doppelsockel nur wenige Zentimeter hoch. Mit dieser verblüffenden Dimensionsverschiebung beginnt eine – bei allen Vorbehalten diesem Wort gegenüber – sehr schön inszenierte Ausstellung. Obwohl die Kunsthalle Bremen selbst nur über drei Handzeichnungen, 16 Graphiken und fünf illustrierte Künstlerbücher von ihm verfügt, kommen mit den Leihgaben der Pariser Fondation Giacometti über 100 Werke zusammen.

Von den frühen postimpressionistischen Landschaftsaquarellen im Stil seines als Maler erfolgreichen Vaters über die kurze surrealistische Phase bis zu den späten, nach langer Formsuche fast miniaturisierten Plastiken ergibt sich ein Überblick über das Gesamtwerk Alberto Giacomettis (1901–1966), wie er seit über zehn Jahren in Deutschland so nicht möglich war.

Wurden die seit 1947 zum Markenzeichen gewordenen überlangen dünnen Figurinen einst als Erinnerung an abgemagerte Kriegsleichen rezipiert oder im Kontext von Sartre und Beckett mit dem existenzialistischen Verschwinden in Verbindung gebracht, wurde in Ausstellungen der Bezug zur ägyptischen und etruskischen Kunst oder die starke Wirkung auf andere Künstler der Moderne untersucht, liegt der Fokus hier nun auf dem von der deutschen Romantik geprägten lebenslangen Naturbezug des trotz seines Lebens in Paris der Schweizer Hochgebirgsheimat immer eng verbunden gebliebenen Künstlers.

Wie positioniert sich der kleine Mensch gegenüber den ewig alten Gebirgsriesen, den er gleichwohl oft seltsame Personennamen verpasst? Wie intensiv kann er in einzelnen Felsen vertraute Figuren sehen, ohne diese Natur auch bei den Menschen wiederzufinden? Eine Frau hochaufragend wie ein Lärchenstamm, ein Mann…

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