München
Cyprien Gaillard
Wassermusik
Haus der Kunst 17.10.2025–22.03.2026
von Jolanda Drexler
So mancher Besuchende dürfte sich wundern, wenn er Cyprien Gaillards Ausstellung Wassermusik betritt: Er blickt in zwei stark abgedunkelte Räume, die ziemlich leer erscheinen, und schon im Treppenaufgang tropft Wasser von der Decke, zudem entdeckt er neben in der Ecke wie achtlos stehengelassenen Wasserflaschen eine Wasserlache, die eines der fantastischen Ammoniten-Fossilien im Rotmarmorboden des NS-Baus „aktiviert“ (inzwischen wurde das Wasser aus Gründen der Praktikabilität entfernt). Laut Presseinfo begreift der multimedial arbeitende, 1980 in Paris geborene Künstler Wasser als elementare Kraft: „Es durchquert die Zeit und verbindet Spuren zerfallener Geschichten.“ Selbstredend taucht es auch in Gaillards spektakulärem Film Retinal Rivalry immer wieder auf, dem Kernstück von Wassermusik. Die subtil arrangierte Ausstellung zeigt nach Ansicht der Kuratorin Xue Tan exemplarisch Gaillards künstlerische Praxis. „Er nimmt öffentliche Plätze und Monumente unter die Lupe und untersucht, wie diese Orte über all die Zeit ihre Funktion, ihre Bedeutung verändern oder verlieren. Er sucht das Vergessene, Verlorene, die Brüche“
Cyprien Gaillard, ein hipper Künstler, der in den großen Museen der Welt vertreten ist, hat ein Hauptanliegen: Er will uns sehen lehren – die Augen zu schärfen, ist auch die Maxime seiner derzeitigen Kunstprofessur in Hamburg. Bekannt für sein Faible für Archäologie, zeigt er in der Ausstellung auch zwei eigens erarbeitete Werkgruppen aus Archiven. Noch im Treppenhaus wird eine dokumentarische Fotoserie über die Bombenschäden im Pariser Musée de l’Orangerie präsentiert: Wasser und aufplatzende Schichten zeichneten ein bizarres Muster an der Decke, das auf unheimliche Weise das darunter angebrachte letzte Seerosen-Gemälde…