David Claerbout
Alles, was das Feuer tut, ist ein index der Zeitlichkeit
Ein Gespräch von Isa BICKMANN
Der Belgier David Claerbout arbeitet an den Schnittstellen von Fotografie und Film mit computerbasierter Bildgestaltung. In langsamen Zooms, Zeitlupen und Kamerafahrten sowie Umkehrungen der Chronologie zerdehnt er Zeit auf mitunter mehrere Stunden, was eine inkohärente und asynchrone temporale Wahrnehmung vermittelt. Zeit wird elastisch. Durch den Einsatz von sehr langsamer Bewegung unterlaufen Claerbouts filmische Choreographien den Charakter des Fotografischen und erhöhen dadurch die Verweildauer der Zuschauenden im Vergleich zu einem statischen Bild. Zum anderen kann ein stillstehendes Bild als zeitlich wahrgenommen werden, wenn es zum Beispiel durch das szenische Mittel eines Zooms bewegt wird. Bei den beiden Werken, Wildfire (meditation on fire) (2019–2020) und Birdcage (2023), stellt Claerbout das Feuer in den Mittelpunkt. Wildfire zeigt einen aus Binärcodes geschaffenen Wald. Es erscheint ein sich steigernder Brand, der die Projektionsfläche zunehmend füllt. Im Mittelpunkt von Birdcage steht eine Explosion, die sich unhörbar vor einem in einer idyllischen Gartenlandschaft gelegenen Landhaus ereignet hat. Der Bildausschnitt zoomt langsam an den Feuerball heran, bis die Silhouetten zweier Vögel zu sehen sind, die von der Explosion emporgerissen wurden und sich nun im Feuerschein von gelb zu rot verfärben. Dann schwenkt die Kamera in die Landschaft und nähert sich einem leeren Pflanzgefäß. Die beiden Vögel fliegen heran, als sei nichts geschehen. Das Bild öffnet sich zu dem neben dem Gebäude gelegenen See. Man sieht das unbeschädigte Haus und die Handlung beginnt erneut.
IB Feuer steht für die Erweiterung des Nahrungsspektrums der…