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KUNSTFORUM-Serie: DIGITAL BODIES · von Magdalena Kröner · S. 284 - 293
KUNSTFORUM-Serie: DIGITAL BODIES ,

Digital Bodies
Teil 7: Zeige deine Wunde: Der versehrte Körper

Das neue Bild vom Menschen an
 der Schnitt stelle von Kunst, digitaler Technologie und Körperpolitik
Eine KUNSTFORUM-Serie von Magdalena Kröner

Auf einem länglichen Bildschirm in einer weißen Box zeigt sich eine schlanke, weibliche Gestalt, spärlich bekleidet mit einem schwarzen Bikini, einer schwarzen Strumpfhose und sehr hohen Pumps. Fast lebensgroß mustert sie das Publikum in der New Yorker Galerie von Jeffrey Deitch. Es wirkt, als stünde sie hinter Glas, umgeben von einem neutralen, hellblauen Raum. Sie scheint sich unter Wasser zu befinden; denn die Box erinnert ein wenig an die mit Formaldehyd gefüllten Aquarien Damien Hirsts. Dort lässt sie sich auch bestaunen wie ein exotischer Fisch. Sie dreht sich um die eigene Achse, läuft freundlich lächelnd hin und her, sucht die Blicke der Anwesenden, scannt den Raum nach Aufmerksamkeit und Interaktion. Die offensichtliche Asymmetrie in der Beziehung von bekleidetem Publikum Außen und der fragilen, halbnackten Figur im Inneren fühlt sich sofort ungut an: die Figur ist zu verletzlich, zu schutzlos, den Blicken zu sehr ausgeliefert. Der Avatar ist eine virtuelle Doppelgängerin Nadia Lee Cohens, in Los Angeles lebende Künstlerin mit britischen Wurzeln, die gerade als „neue Cindy Sherman“ gefeiert wird. Wo Sherman allerdings zumindest bis zu ihren in der Pandemie begonnenen Experimenten mit KI überwiegend analog mit Perücken und falschen Zähnen arbeitete, hat Cohen in ihrer bisherigen, dagegen vergleichsweise kurzen Karriere ein ganzes Arsenal an digitalen Vervielfältigungen ihres Selbst geschaffen; einen Echoraum fiktiver Existenzen, der auf ihren Socials um immer neue ambivalente Varianten…

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von Magdalena Kröner

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