Documenta: Haare in der Suppe
von Wolfgang Max Faust
Anmutung: “Nicht wirklich gut, nicht wirklich schlecht.” Freude neben viel Enttäuschung. – Der Besucher der d7 muß seine eigenen Seh- und Diskursstrategien entwickeln, wenn er sich der “Erzählung” der Ausstellungsmacher entziehen will. Denn: Neben den “Dialogen”, die zum Zuhören reizen, gibt es viel Smalltalk und Platitüden. Statt “Würde”: Geschwätz. Oft. Leider.
Antwort: siehe Ausstellung
Ausgangspunkt: siehe documenta 7
Ausschließungen: Die spektakuläre Nichtaufnahme Julian Schnabels zeigt sich als geschickter Schachzug. Schnabel wird’s nicht schaden, die Insider haben ein Gesprächsthema und Georg Jiri Dokoupil konnte ein brillantes Mimikry-Werk (“Gott, zeig mir Deine Eier”) schaffen. – Daß sich Miriam Cahn wegen einer für sie inakzeptablen Raumbeschneidung selbst ausschloß, ist ihr hoch anzurechnen. Andere Künstler hätten ihr folgen sollen … – (Der Ausschluß der Video-, Film-, Performance-Künstler sei nur erwähnt. Niemand hatte sie auf der d7 erwartet.)
Ausstellung: siehe Garten
Beschädigung: Auf der goldenen Kounellis-Wand oxydieren Handabdrücke. Pistolettos Styropur-Skulpturen zieren tiefgebohrte Löcher. Dan Grahams Glashaus wurde zerstört. Kounel-lis Feuerstelle verwischt. Maria Nordmans Raum zeigt Schuhabdrücke. Alan Charltons Bilder wurden angespuckt. Sol LeWitts Wandmalerei verschmiert. – Was zieht Zerstörungen an?
Besucherschule: siehe Brock
Beuys, Joseph: Arbeiten und Auftreten von Beuys bei der d7 erwecken einen zwiespältigen Eindruck. Als ob er seinen eigenen künstlerischen wie politischen Argumenten nicht mehr traue, sucht Beuys Zuflucht zu Gigantomanie und oberflächlicher Rhetorik. Die Kopie (!) einer Zarenkrone, zum Hasen umgeschmolzen, wirkt wie eine leere Metapher, die sich weit von den Energien entfernt, die Beuyssche Symbolismen sonst entwicklen.
Brock, Bazon: Wer den Umschlag der “Besucherschule” sieht, möchte das Heft kaum lesen. Zum…