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Titel: Documenta 7 - Ein Rundgang · von Annelie Pohlen · S. 30 - 36
Titel: Documenta 7 - Ein Rundgang , 1982

Glanz und Elend der Inszenierung

von Annelie Pohlen

Wenn das Schweigen des künstlerischen Leiters der d7 eines bewirkt hat, dann dies: jene, die angetreten sind, diesen labyrinthisch angelegten Musenwald zu durchforsten als Kritiker von Berufs wegen, fanden – wenn sie es ehrlich meinten – kaum zu schnell gefertigten Urteilen. Sie schwankten zwischen Ablehnung und Begeisterung hin und her, blieben vielfach in ihren Stellungnahmen offen bis vague. Kaum einer erlaubte sich die Beschränkung auf einen Rundgang. Sie flanierten tagelang, teils fasziniert, teils irritiert, die Gesichter geprägt von den Fragen nach dieser und jener Gegenüberstellung oder Nachbarschaft im Wald der Künste. Walter Nikkels, von Fuchs bestallter Architekt, hatte der Documenta erstmals einen festen architektonischen Rahmen verliehen, der den Weg durch das Labyrinth verzeichnete ohne einzuzwängen. So sollte das kreative Energiegeflecht unserer Zeit in Form gegossen werden, so sollte jedenfalls nach außen der Beliebigkeit des Zusammentreffens das in Mauern und Öffnungen, in Trennungen und Durchblicken Gestalt gewordene Beweisstück gezielter Gesprächsmoderation entgegentreten.

Daß dies nicht bis zum Ende durchgehalten werden konnte, läßt sich an mancherlei Indiz ausmachen. Fuchs selbst wurde nach eigenem Bekunden von der unerwarteten Monumentalität vieler Beiträge überrollt. Das dürfte auch den architektonischen Vorausplan erheblich durchkreuzt haben. Ein bruchstückhaft notierter Hängeplan geriet unter die Leute. Verglichen mit der fertigen Gesamtschau – wie sie sich an den Eröffnungstagen darbot – weist er markante Abweichungen auf.1 Solche Erfahrungen macht jeder Ausstellungsmacher. Nur, nicht jeder muß sich derart daran messen lassen, weil nicht jeder mit solch märchenhafter Ausschließlichkeit auf die Bedeutung der Inszenierung setzt.

Nicht daß die Betonung der…

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