Julian Charriere
Feuer ist ein Spiegel unserer Ambivalenz im Umgang mit Veränderung
Ein Gespräch von Maria Anna TAPPEINER
Der schweizerisch-französische Künstler Julian Charrière betreibt Feldforschung an abgelegenen, oft übersehenen Orten und untersucht den menschlichen Umgang mit der Natur. Durch das immersive Eintauchen in Umgebungen, die sich durch eine besondere geophysikalische Identität auszeichnen, wie z. B. Vulkane, Eis felder oder radioaktive Stätten, entwickelt Charrière alternative Geschichten und gibt Einblicke in tiefe geologische Zeiträume. Mit seinen Filmen, Objekten, Fotografien und raumgreifenden Installationen lädt er zur kritischen Reflexion über die Nutzung natürlicher Ressourcen und deren Auswirkungen auf die Ökosysteme ein. Seit vielen Jahren spielt auch das Element Feuer eine zentrale Rolle in seinen multidisziplinären Arbeiten.
MAT Das Element Feuer kommt in verschiedenen deiner Werke vor. Wie bist du das erste Mal künstlerisch damit in Berührung gekommen? Was interessiert dich daran?
JC Mein Interesse am Feuer geht auf seine geistige Dimension zurück und auf das Flackern, das Lodern, auf die symbolische Nähe zwischen Feuer und Bewusstsein. Mit der industriellen Revolution, spätestens mit der Erfindung des Verbrennungsmotors, haben wir einen alten Pakt mit dem Feuer gebrochen. Wir haben es in seine Bestandteile zerlegt, an den Rand der Stadt verbannt oder in Maschinen eingeschlossen. Dabei wäre ohne diesen Bund vieles, was uns heute selbstverständlich erscheint, kaum denkbar. Feuer hat unsere Lebensräume erweitert, unsere Nächte erleuchtet, unsere Mythen geprägt, und vor allem ermöglicht, dass wir überhaupt an jene Nährstoffe gelangten, die es unserem wachsenden Gehirn erlaubten, den Energiehunger unserer Spezies zu stillen. Im Gegenzug haben wir dem Feuer…