Düsseldorf
Queere Moderne 1900–1950
K20 – Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen 27.09.2025–15.02.2026
von Sabine Elsa Müller
Wer hätte es für möglich gehalten, dass eine Ausstellung unserer Tage nochmal einen gänzlich neuen Ansatz liefern würde zur Kunst der Moderne? Die mit einer Fülle an Werken aufwartet, die in den allermeisten Fällen dem internationalen Publikum bisher vorenthalten blieben und mit ihrer künstlerischen und innovativen Kraft, ja Unerschrockenheit in der Darstellung heikler oder tabuisierter Themen unbedingt Lust auf mehr machen? Mit insgesamt 34 Künstler*innen aus Deutschland, Frankreich, Dänemark, England, Schweden, Italien, Tschechoslowakei, Russland, Schweiz, Ungarn, Serbien, Österreich, Belgien, Niederlande, USA, Argentinien und Indien umfasst die Expedition der Queeren Moderne nahezu den gesamten Globus. Das macht andererseits eine Beschränkung auf wenige Werke pro Künstler*in erforderlich, so dass ein sehr heterogenes Bild entsteht, dem die Kurator*innen mit einer Unterteilung in acht Kapiteln beizukommen versuchen und damit einen ersten Leitfaden durch das Labyrinth der Stile, Beziehungen, Kooperationen und Gruppierungen vorgeben.
Wie im Untertitel vermerkt, konzentriert sich die Auswahl auf die Jahre zwischen 1900 und 1950. Der gesetzte Zeitraum wird jedoch in einem Prolog mit einem Bezug zum Beginn der Entwicklung eines emanzipierten Bewusstseins queerer Menschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erweitert. Maler*innen wie Rosa Bonheur (1822–1899), die offen in Lebensgemeinschaft mit einer Frau lebte, werden bisher kaum jemandem bekannt gewesen sein. Mit „Modernes Arkadien“ startet das 20. Jahrhundert mit Künstlern, die ihre Homosexualität mit einer Einbettung ihrer Themen in einen arkadischen Kontext zu vertuschen suchten. Wie Ludwig von Hofmann, dessen antikisierend-akademisches Gemälde Die Quelle (1913) aus dem Besitz Thomas Manns…